1831

 

Der 1te dieses Jahres, sonst ein Friedenfest, setzte die ganze Gemeinde in traurige Stimmung, als die Kunde einlief, die Kirche muß geschlossen werden, sie ist einer bedeutenden Reparatur dürftig, das einggehen in selbe ist Lebensgefährlich. - Es war nämlich ein bedeutender Stein in den Gewölbe gefallen, bei näherer Untersuchung ergab sich, daß derselbe sehr schadhaft, und die seiten Maueren schon 18 Zoll aus dem Loth gewichen waren. Es wurden dann alle mögliche Vorkehrungen getroffen, insbesondere auserhalb Stützen angebracht. Zur nothwendigen Reparatur wurde eine Zeichnung und Kostenanschlag entworfen, allein diese geeignete Reparatur kam nicht zur Ausführung.    Das Schiff der Kirche wurde zum Theile gespert,und der Gottesdienst auf den Chore der Kirche gehalten.

In diesen Jahre wurde die hiesige Stadt nach dem Beschlusse der Kreisstände aufgefordert, taglich 25 Tagelöhner zum Kreisstraßenbau zu stellen, und wurde von dem mit der des Wegebaues Aufsicht beauftragten Herrn v. Hartorff zu Peekelshus für eine erwachsene Mannsperson 5 Sg für eine Frauenspersohn 4 Sg 2 Pf für Kinder 2 / bis 3 Sg an Tagelohn zugesichert. Der Stadtrath fand dieses Ansinnen für hiesige Stadt als eine Ueberbürdung, und hielt sich dazu nicht verpflichtet .     theils weil diese Straße 2 Stunde von hier entfernt, die die hiesige Feldmark nicht berühre, und für hiesige Stadt nicht von Nutzen sei. - theils weil in hiesiger Stadt so viele an dem Kaltenfieber erkrank danieder legen, - und theils wo die hiesigen Einwohner wegen des nahe bevorstehenden Kirchen Neubau ohnehin mit Dienstleistungen aller Art stark in Anspruch genommen würden. Aus diesen Gründen reichte der Stadtrath unterm 24ten October 1831 bei der Landräthlichen Behörde zu Warburg eine Beschwerde ein. 

1832

1833

1834

In diesen Jahre wurde das neue Grundsteuer Kataster hier eingeführt, und die Kosten von der Stadt entrichtet. Die Orts Schatzungs Erheber so wie die KreisEinwohner gingen ein, und wurden an deren Stellen Neuer Empfänger angestellt. Für den hiesigen Steuer Empfangsbezirk wurde der Kataster Geometer Hollekamp aus Hanover gebürtig, hier angestellt. Die jährlichen Steuren wurden auf die Monathe verteilt, und mußte der Monathliche Betrag in 2 Tagen promt bezahlt werden welches erst viele Kosten veranlaßte. Die Einführung des neuen Katasters brachte einen unverkennbaren Vortheil indem das hiesige alte Kataster ganz verworren war. Zugleich auch dadurch, das eine Ordnungsmässige Eintheilung der Grundsteuer nach Classen statt fand, wodurch den hiesigen Einwohnern eine Bedeutende Ermässigung zu statten kamm. - Die Cämerei-Rendantur, so wie Über den Kirchenbau, übernahm der bisherige Stadtrath Anton Stüve, nachdem der bisherige Mandant Ulrich seine Entlassung eingegeben hatte, der erstere wurde vom hiesigen Stadtrathe gewählt und von Königlich Hochlöblicher Regierung bestätigt.

Der Kirchenbau wurde fortgesetzt, und gedieh in diesen Jahre bis Über die Fenster, besonders wurde in dieser Zeit die Hand Spanndienste stark in Anspruch genommen so, daß jede Familie fast jede Woche drei Tage einen Handdienst leisten mußte.

In kirchlicher Hinsicht wird aus dem Jahre 1833 hier noch nachgetragen

Nach dem Abgange des Pfarrverwesers Thewes wie pro 1833 bemerkt ist, wurde der Herr Pfarrer Friedrich Bruns gebürtig von Haren hier angestellt, und durch den Pfarrer Welmes aus Völsen in sein Amt eingeführt. Groß ist das Bestreben dieses würdigen Mannes in

Geistlicher Hinsicht, - restlos sein Wirken für den Kirchen Neubau.

Insbesondere hinsichtlich der zu Erwirkenden Collecte, so wie der

Verschaffung der zu machenden Anleihen.

1835

Alle Kräfte der Gemeinde waren bisher in Aspruch genommen, schüchtern sah man der Zukunft entgegen, alle Geldmittel waren bald auf, die Arbeit stockte soweit, da erboten sich die Mitglieder der BauCommission, dann aber auch die meisten Bürger der Stadt ein Capital unter gemeinschaftlicher Bürgschaft aufzunehmen     Wir erhielten zuerst auf diese Art in dieser grosen Verlegenheit ein Capital von 700 T vom Landdechanten Pfarrer Peine zu Daseburg, darauf ein Capital von 1.000 T vom Herrn Pastor Fieg zu Paderborn, 2.310 T aus dem Seminar Fonds zu Paderborn. Wo so in Gemeinschaft und Einheit gewirkt wurde, segnete der Herr die Gemeinde, er in dessen Händen die Herzen der Könige sind. Das Bittgesuch der Bau-Commission niedergelegt am Throne Sr. Majestät unseres Allergnädigsten König, fand gnädige Aufnahme, es wurde für den Kirchenbau eine allgemeine Haus und Kirchencollecte bewilligt. Sogleich schrieb mann an die Königlich

Hochlöbliche Regierung eine Ertheilung der Erlaubniß die fragliche Collecte in mehreren Provinzen selbst abzuhalten, es wurde uns solches für den Regierungsbezirk Minden auch erlaubt, und uns dann anheimgegeben bei den übrigen Regierungen dieselbe Erlaubniß nachzusuchen. Es geschah solches auch, allein nur wenige Städte des Regierungsbezirks Münster wurden uns noch bewilligt, in den übrigen Städten war die Collecte bereits abgehalten, sowie wir denselben Bescheid von der Regierung in Arnsberg erhielten, so wie von sämtlichen Regierungen der Reinprovinz. - Darauf wurde also in dem Regierungs Bezirke Minden und einigen Städten des Münsterlandes die Hauscollecte durch folgende deputirte Pfarrer Herrn Bruns, KapIan Lünz Mandant Stüve, Joseph Lotze Schumachermeister Steffan Finke, Johann Conrad Muhs, Joseph Mohs, Ackermann Augustin Falke, Leinweber Wilhelm Klocke, Schneidermeister Heinrich Fischer, und

Weisgärber Joseph Herbold senior, abgehalten und brachte diese in bemerkter Gegend circa 1.400 T ein.  - aus den übrigen Provinzen wurden die Gelder durch die Regierungshaupt-Casse eingesand,und hat die fragliche Collecte 3.500 T aufgebracht, und wurde auser diesen von Sr Exelenz des Herrn Oberpresidenten v. Vinke ein Geschenk 50 T gemacht, und nun der Bau muthig fortgesetzt.

Die zur Verdachung der Strebepfeilern und zu dem Dach und Frontgesimse verwanten Sandsteine, so wie diejenigen welche zum Gürtbogen des Chores und der Rizzen in den Gewölbe, nebst der Säulen unter der Orgelbühne, sind aus dem Steinbruche 1/4 Stunde jenseits

Volkmarsheim im hessischen entnommen.

1836

Der Wirbel der Trommeln hiesiger Schützen Gesellschaft, und das Abfeuern der Böller, so wie das feierliche Geläute sämtlicher Glocken verkündeten Morgens 4 Uhr unserer Stadt das Dasein jenes freudigen Tages nachdem sie so lange verlangt hatte. Vom Morgen früh bis zum Beginne des Consecrations Actes, wurden in der alten Nothkirche hl Messen gelesen, und den Gläubigen die hl Sacramente gespendet bis 9 Uhr, von wo ab die wirkliche Consecration ihren Anfang nahm. Gegen 40 Geistliche der nahen und fernen Umgegend hatten sich eingefunden, diese und die Schuljugend holten den Weihbischof aus der Pfarrwohnung ab. Derselbe hielt am Eingange der neuen Kirche eine Feierliche Rede, die Consecration dauerte bis 1 Uhr, und wurde darauf in der neuen Kirche vom Weihbischof das erste feierliche Hochamt gehalten, wobei 50 Lehrer der Umgegend sangen. Der hiesige Pfarrer hielt die eigendliche Einweihungs Rede, und endete der Gottesdienst des Nachmittags 3 Uhr. Der Weihbischof, sämtliche Geistliche, der Herr Landrath Und Cantonsbeamte fanden sich dann zum Festmahle beim Herrn Pastor Bruns ein. Am Abend 5 Uhr war Schluß Gottesdienst, worin der Herr Kaplan Lünz eine anpassende Rede hielt, und der Weihbischof den letzten Seegen ertheilte.

Am 26ten October spendete der Herr Weihbischof den hiesigen und den Kindern von mehreren Dörfern der Umgegend das hl Sakrament der Firmung, und zog unter Begleitung der Schuljugend und Schützen Gesellschaft wieder ab.    

In diesen Jahre wurde zugleich das Dach des hiesigen Leuchthurms reparirt, bei dieser Gelegenheit wurde die Kuppel des Thurms abgenommen, und sind darin vom hiesigen Pfarrer zu den darin befundenen Papieren, mehrere Bemerkungen über den Kirchenbau niedergelegt.

1837

1838

In diesen Jahre wurde die hiesige Stadt wiederholt aufgefordert zum Kreisstrasenbau Naturaldienste zu leisten. Da indeß wie pro 1832 bereits bemerkt worden, von Einen Hohen Ministerium noch keine Resolution eingegangen - wurde der Naturaldienst verweigert - und vorab Ein Hohes Ministerium ersucht, die Resolution uns zugehen zu lassen. Diese erfolgte, aber nicht zu gunsten der Stadt, daher dan beschlossen wurde die Sache im Wege Rechtens entschieden zu lassen. -

Es hatte sich längst das dringende Bedürfniß herausgestellt, bei der grasen Zahl der hiesigen Schulkinder circa 30 noch einen dritten Schulclasse zu errichten. Königlich Hochlöbliche Regierung hatte ebenso die Nothwendigkeit der Errichtung dieser 3ten Schulklasse eingesehen und den hiesigen Schul- und städtischen Vorstand darauf aufmerksam gemacht. Nach vielen Berathungen und Corespodencen wurde dann von Hochlöblicher Regierung die Genehmigung ertheilt, zugleich festgesetzt, daß der hiesige Lehrer Ernst dem 3ten Lehrer jährlich 30 Tl und die Lehrerin Herfeld 20 TI Schulgeld abgeben sollen, - und der 3te Lehrer von denjenigen Kindern die er unterrichte das Holzgeld zu erheben habe.

Der Lehrer Ernst zeigte bei dieser neuen Einrichtung grose Renitenz, wurde aber von Hochlöblich Königlicher Regierung mit seinen unnützen Remonstrationen abgewiesen - darauf wurde vom hiesigen Magistrat und Pfarrer zu der neuen Stelle in Verbindung mit der vacanten Organistenstelle, der Schulamts-Candidat Albert Bollery bei Königlich Hochlöblicher Regierung und Hochwürdigen General Vikariate presentirt und genehmigt, derselbe wurde darauf im October in sein Amt eingeführt, sein Gehalt beläuft sich nebst freier Wohnung von der Stadt auf cira 104 Tl.

1839

A. I Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

In diesen Jahre wurde am 29t Januar in betreff der zum Kreisstraßenbau zu stellenden Hand und Spanndienste die Klage gegen den Wegebau FiSCUS beim Oberlandes Gerichte zu Paderborn anhängig gemacht. Von Königlich Hochlöblicher Regierung wurde Competenz conpflicht erhoben, und die Acten an Ein Hohes Justiz Ministerium eingesand.

 

B. II Abschnit

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

C. III Abschnit

Allgemein Verwaltungs und Haushaltungs Verhältniß

 

1840

Friedrich Wilhelm III, König von Preussen
Friedrich Wilhelm III, König von Preussen

A. I Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

Gewiß ist dieses Jahr eines der wichtigsten für den ganzen Staat, und werden es die Jahr Bücher der Geschichte als solches der spätesten Nachwelt bezeichnen. Es rief nähmlich in diesem Jahre Gott nach seinen unerforschlichen Rathschlusse unseren geliebten, teuren König und Herrn durch einen sanften Todt von seinem Volke - Millionen treuer Herzen, die für den viel geprüften, milden Herrscher in aufrichtiger Liebe schlugen, wieder bei dieser Nachricht von tiefer Wehmuth in Betrübniß ergriffen

Der Allerdurchlauchtiste König und Herr,

 

Herr Friedrich Wilhelm der IIIte

entschlief am 7tenJuni d.J. Nachmittags 3 1/2 Uhr 

 

im 70 Jahre seines Alters im 43ten seiner Regierungen. - Zahlos waren die

Wohltaten, die Gottes Gnade uns durch die väterliche Hand dieses verklärFürsten uns zugewendet - Tiefe Wunden durch die Gewalt des Mißgeschicks geschlagen, sind durch ihn geheilet    Ihn gebrauchte Gott als Werkzeug, der Welt den Teuer errungenen Frieden zu bewahren, und mitten in einer bewegten Zeit seinen Volke die Ruhe zu sicheren, wodurch sich so manches Wahre, Große und Gute in seinem weiten Reiche entwickeln konnte. Ihm weihen wir die aufrichtigen Gefühle der Dankbarkeit. Im ganzen Staate,

auch unserer Stadt wurde das Abscheiden des Höchseeligen Königs Majestät durch anliegende Allerhöchste Kabinetts Ordre de 12ten 1840 verkündet. 

Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Porträtaufnahme von Hermann Biow
Friedrich Wilhelm IV. von Preußen, Porträtaufnahme von Hermann Biow

Alle Lustbarkeit verstummte und fand ein trauriges Todten Geläute mit allen Glocken zum Andenken des Höchstseeligen 16 Tage und täglich 1 Stunde stattg. Am 19ten July wurde in der Kirche eine anpassende Trauerrede gehalten.

 

Mit der Trauer wechselte zugleich Freude durch die Besteigung des

Throns unseres jetz vielgeliebten Königs Majestät 

 

Friedrich Wilhelm des IVten

 

Vom ganzen Staate geschah die Erbhuldigung zu Königsberg und Berlin durch besonders gewählte Deputirte, welche den Eid der Treue am Throne Sr. Majestät geschworen haben. Mit inniger Rührung vernahm jeder Unterthan die Worte, die unser Teuerster König da aus tief bewegter Brust sprach - Ihm schlugen Millionen und Millionen Herzen in inniger Liebe entgegen und flehen zu Gott: Er erhalte noch Lange lange seinem Volke den innigst geliebten König ------

Das Vermächtnis des verstorbenen Kaisers in der Borgentreicher Ortschronik.
Das Vermächtnis des verstorbenen Kaisers in der Borgentreicher Ortschronik.

In diesem Jahre erfolgte in betreff des Kreisstraßenbaues die Hohe Entscheidung des Herrn Justitz Ministers. Daß der von Königlich Hochlöblicher Regierung erhobene Competenz Conpflicht für begründet erachtet, und der Magistrat mit seiner Klage gegen den Wegebau Fiscus abzuweisen sei - es demselben danach unbenommen bleibe das vermeintliche Recht gegen die übrigen Betheilichten zu verfolgen. Nachdem vom Herrn Justitz Rath Mantel zu Paderborn abgegebenen Gutachten, wird auch die Festsetzung der Klage gegen die Betheiligten Gemeinden beschlossen - und die Klage unterm 2ten December 1840 dem Justitz Rath Mantel übergeben. Von hiesiger Stadt wurden inzwischen für die nicht geleisteten Hand und Spanndienste die Summe von durch ( ...?... ) Gewalt eingezogen,  1.222 T 18 sg 5 Pf und sind auser diesen nach statt gehabter Berechnung

für 227 T 28 sg 6 Pf natural Dienste geleistet, die Gemeinde hat also im ganzen bis

Ende 1840 die Summe von 1.450 T 16 sg 11 Pf beitragen müßen. Diese Beiträge wurden gemäß Wohlöblich Landrathlicher Behörde und zwar für den Handdienst auf sämtliche Einwohner, und der Spanndienst auf die Pferdezahl (...?...) und erhoben. So drückend auch diese Abgabe war, wurden die Beträge dennoch bis auf einige Einwohner, welche mit einer Beschwerde bei Hochlöblicher Regierung, wegen der gleichmäsigen Repartilien eingekommen waren, bezahlt. Die Beschwerdeführer fanden gehör, und wurde von Königlich Hochlöblicher Regierung die gleichmäsige Repartilien verworfen, und zugleich bestimmt daß der Magistrat die verlangten Summen aus der Kämmerei Kasse zu entnehmen, - und in Ermangelung bereiter Mittel die Beiträge als eine Deficitsteuer in bisheriger Art auf zu bringen habe. Diese Repartiliensliste auf 6 monathliche Grund und 7 monathliche Elassensteuer, ist unterm 20ten Januar 1840 Einer Hechlöblichen Regierung zur Genehmigung eingereicht. -

In diesen Jahre wurden viele Heueren und Zehnten theils ganz abgelößt, und theils in Geld Rennte verwandelt.

 

B. II Abschnitt

Allgemein Kirchliches Verhältniß

 

hat sich nichts bemerkenswerthes ereignet

 

C. III Abschnitt

Allgemein Haußhalts und Verwaltungs Verhältniße

 

gesehen, und beglaubigt.

Der Magistrat.

Stüve. Brüning. Falke.

 

1841

A. I Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

 

In den politischen Angelegenheiten fanden sich keine wesendlichen Veränderungen vor.

 

B II Abschnit

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

In diesem Jahre starb unser Hochwürdigster Bischof Friedrich Clemenz von Ledebier am 30t August zum allgemeinen Leidwesen der ganzen Devise, welcher er fast 15 Jahre als Bischof durch so viele Tugenden ausgezeichnet vorstand.

 

C III Abschnit

Allgemein Verwaltungs und Haushaltungs Verhältniß

 

In diesem Jahre war die Ernte vorzüglich gut, bei den meisten Ackerwirthen faßten die Häußer nicht das geerntete Korn. Die ältesten Mennschen wußten es sich nicht zu erinnern daß unsere Stadt jemals von so vielen Korn Diemmen umgeben war. Die Kornpreiße waren zimlich hoch, und gelang es einigen Ackerwirthe sich aus der drückenden Last der Schulden heraus zu heben. Die Ländreien und Wiesen erhielten dadurch und besonders weil die Reallasten abgelöst werden konnten, und theils schon abgelöst waren, einen bedeutend höheren wehrt als sonst, die Menge gutes Land welche früher circa 40 T kostete, wurde zu 80 T verkauft . 

Es starb am 5 November d. J. der Kämerer, Hospitals und Kirchen Rendant Joseph Lotze der zu größter Zufriedenheit der Stadt seinem Amte vorgestanden, im allgemeinen betrauert wurde.

gesehen und wird beglaubigt, daß sich in vorstehenden Jahre weiter nichts bemerkenswehrtes vorgetragen habe. Borgentreich den 

17t Januar 1843

Der Magistrat

Stüve. Brüning. Falke.

1842

 

A. I Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

 

In diesem Jahre wurde großes Manöver in der Umgegend abgehalten, dem unser Allergnädigster König beiwohnte - Höchstdessen Reiße dorthin wurde durch die Erlauchte Königliche Gemahlin begleitete, allenthalben wo das Hohe Herrscherpaar die Orte passirte wurde Hochdasselbe mit Jubel empfangen. In diesem Jahre versammelte unser erhabener Monarch Deputirte aus allen Ständen um seinen Thron, um das Beste des Landes zu berathen, und ist der Salzpreiß um 1/5 tel ermäßigt - Am Schluße d.J. wurde von hiesiger Stadt und den umliegenden Ortschaften Borgolz, Natzungen, Groseneder, Lüdgeneder, Daseburg, Rösebek, Cörbecke, Bühne, Manrode, und Muddenhagen an Sr. Majestät des Königs eine Immediat Vorstellung in betracht der Arnsberg - Beverunger Straße eingereicht, worin recht dringend um baldige Ausführung gebeten worden.

 

B. II Abschnit

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

Am 16ten August dieses Jahres erfolgte die Intronisation unseres Hoch-

würdigsten Herrn Bischofes Richard Dommers . 

Am 24ten Februar d.J. wurde der hiesige Kaplan Herr Michael Lünz als Pfarrer nach Dössel versetzt, der hier 13 Jahre hindurch zur Zufriedenheit der Pfarrgemeinde fungirt hatte. Zur selben Zeit trat als sein Nachfolger der frühere Hilfsgeistliche in der Pfarre zu Herstelle Herr Joseph Drücke ein, der die hiesige Kaplaneistelle provisorisch übernahm.

 

C. III Abschnit

Allgemein Verwaltungs und Haushaltungs Verhältniß

 

Statt des gestorbenen früheren Rendant Lotze wurde durch den Magistrat der Weisgerber Joseph Herbold gewählt. Diese Wahl brachte mannigfaltige Differenzen zwischen Stadtverordneten und Magistrat, indem erstere zur Wahl eines anderen Rendanten schritten - Diese Differenz mogte vorzüglich Ursache sein, daß die Stadtverordneten Versammlung zum Theile auf Niederlegung der Städteordnung hiesiger Stadt höheren Orts anträge. Später aber, als diesenhalb der Landräthliche Commisarius Herr Regierungs Assessor Wolf die städtischen Behörden vornahm, erklärte sich nur ein Mitglied aus dem Magistrat, und eins aus den Stadtverordneten Versammlung für die Aufhebung der Städteordnung, und wird selben hoffentlich vorerst Bestand behalten .

In diesem Jahre wurde der (...?... ) der ganz zugeschlampt war neu ausgegraben zum Feuerteiche angelegt, und wurden sämtliche Einwohner zu dieser Arbeit gleichmäßig heran gezogen. Dieses Jahr eignete sich vorzüglich wegen der stets anhaltenden Dürre, zu dieser Arbeit, indem der Teich ganz ausgetrocknet war. Auch wurde in d.J. die Straße nach Brakel führend auf eine Länge von 177 ruthen Chausirt durch Hand und Spanndienste. Die stadtischen Behörden beschlossen einstimmig den Wegebau für künftig (...?... ) zu verdingen und den Handdienst eingehen zu lassen. wogegen jeder dienstpflichtige 2 T zahlen solle. Diese sind zur schriftlichen Erklärung, ob sie diese Abgabe pro 1843 zahlen, oder 3 ruthen basalt Steine verkleiner wollen, aufgefordert - und haben sichbis jetzt 2/3 tel  zu den Geld beitrage bereit erklärt.

Die Ernte war in d.J. nur mittelmäßig, jedoch zum Glück die Preiße sehr gut. Die Last Roggen kostete 96 T Gerste 80 T Hafer 55 Erbsen 96 T. Die Fourage war ebenfalls teuer und ist das Heu per Cent zu 1 T 15 Sg Stroh zu 1 T 5 Sg in Cassel verkauft.

 

Gesehen, und wird beglaubigt, daß in vorstehenden Jahre sich nichts weiter bemerkenswehrtes ereignet habe.

Borgentreich den 17 Januar 1843.

Stüve Brüning Hillebrand Falke

1843

 

A. I Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

 

In diesem Jahr verbreitete sich in hiesiger Stadt, wie auch in der ganzen Umgegend eine überaus große Freude, als bekannt wurde, daß Sr. Majestät der König den Ausbau der Arnsberg - Beverungen Chausebau durch Allerhöchste Kabinets Ordre vom 28ten Juni 1843 genehmigt, und eine Premie von 10.000 T bewilligt habe, wenn alle übrigen Kosten des Baues von den betreffenden Gemeinden, und Interessenten, wie auch die Verpflichtung zur Fortdauernden unentgeldlichen Anfuhr einer angemessenen Quandität des Unterhaltungs-Materials übernehmen wollten. In Folge eines hohen Ministerial Rescripts d. 18ten Octob. 1843 hat der Kreisstand den Ausbau übernommen und wurden von diesen die betreffenden Gemeinden zu Freiwilligen Beiträgen aufgefordert. Von hiesiger Stadt wurde die Unentgeldliche Anfuhr des Materials innerhalb der Feldmark, innerhalb der Feldmark, wenn diese Dinstleistungen die gewöhnlichen Schwerwerks Fahren nicht übersteigen sollten, und von jeder Dinstpflichtigen Familie jährlich auf 3 - 4 Jahre 2 T statt der Handdinstleistungen, und die Zulage der Grundentschädigung Über den 25fachen Katasteral Ertrag zugesichert. Diese Verpflichtung wurde auch Seitens der Gemeinde Lüdgeneder bis zur hälfte hiesiger Feldmark übernommen wodurch der hiesigen Stadt ein nicht unbedeutender Nutzen zu Theile wurde. Am 19 Sept. trafen der Geheim Finanz Rath v. Viebahn mit einer Deputation hier ein, und sprachen sich für die Lienie über Lüdgeneder aus.

 

B. II Abschbit

Allgemein kirchliches Verhältniß.

 

In diesem Jahre wurden die in dem Mittelschiffe der Kirche befindlichen neuen Stühle durch den Schreiner Meister Ignatz Ellermann für 355 T angefertigt, und aus der Kämmerei Kasse bezahlt. Die Stadtverordneten hatten zwar diese Ausgabe widersprochen, indes wurde von Königlich Hochlöblicher Regierung entschieden, und die Ausgabe gerecht ist.

 

C. III 

Allgemein Verwaltungs und Haushaltungs Verhältniß

 

In diesen Jahre wurde der s.g. Dinkelburger Weg von dem Mühlenberge nach Rösebecks führend auf 27 (...?...) und 6 Ruthen Chausirt, welche Ausführung der Wegebauer Carl Grautstück aus Scherfede a No zu 13 T oder die Ruthe der lange nach zu 1 T 9 Sg übernommen und zur Zufriedenheit ausgeführt hat. Statt der bisher üblichen Handdinstleistungen wurden auf jeden Einwohner 2 T erhoben rezentirt, und darauf Theils bar und theils zur Arbeits Verdinst 480 T 21 Sg 2 Pf erhoben. Womit die Baren Auslagen des Wegebaues ad 221 T 26 Sg 3 Pf und für das Steinbrechen, Hammers und dergleiche inclusion des letzteren eine Ausgabe von 427 T 9 Sg 2 Pf bestritten ist. Von den verbliebenen Bestande ad 13 T 12 Sg sind dem Uebernehmer 10 T Gratification bewilligt und nach geschehener Vollendung der Straße bezahlt. Von 34 Dinstpflichtigen blieben die Beiträge ad 2 T zur Summe von 51 T 27 Sg in Rückstande welche zu andern Naturalleistungen angehalten wurden.

 

1844

 

A. I Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

 

In diesem Jahre wurde, obgleich die definitive Genehmigung des vorbemerkten Chausebaues noch nicht erfolgt war, durch den sehr rühmlichen und ausgezeichneten Eifer des Landräthlichen Commessarius Herrn Regierungs Assessor Wolf die betreffende Straße in Ausführung gebracht, am 22t April 1844 die erstere Strecke von hier nach Beverungen hinter dem Galgenberge in Angriff genommen. Von der Gemeinde Groseneder waren die verlangten Beiträge verweigert, weshalb, und weil die Gemeinde Lüdgeneder sich dazu bereit erklärt, und bereits eine kleine strecke nach Hohenwepel Chausirt hatte, Wijrde die über Groseneder prozedirte Lienie Über Lüdgeneder bestimmt ohne weiteres in Angriff genommen bevor die Genehmigung erfolgt war. Der Bauconducteur Scheck versuchte nun auch der Straße von hier nach Beverungen hin eine andere Richtung zu geben, auf der s.g. Gossen Straße durch den Hagen und so in gerader Richtung bis zum Galgenberge hin zu Bauen. Gegen diese beiden Abweichungen von der ursprünglichen prozedirten Lienie entstand bei den hiesigen Einwohnern eine Allgemeine Unzufriedenheit, weshalb unterm 29t May 1844 eine Beschwerde bei Königlich Hochlöblicher Regierung eingegeben wurde. Die Entscheidung fiel nicht nach Wunsche aus, und so versuchten es einige Einwohner privatim noch mehrfache Beschwerder an ein Hohes Ober Presidium, und auch bei Königlicher Regierung einzureichen, welche aber ebenfalls abgewiesen wurden.

Die Technische Leitung des Baues ward den Herrn Bauconducteur Scheck aus Warburg, und die Verwaltung der Bau Kasse dem Bürgermeister Stüve dahier übertragen .

Der Bau der beregten Chause hatte in diesen Jahre einen guten Fortgang, indem bei Beverungen, Dalhausen, Borgolz, Borgentreich und Lüdeneder und Hohenwepel in Planium gelegt und viele Brücken gebaut wurden. Von hiesiger Stadt wurde die Strecke hinter dem Berge mit Steinen befahren, die zur Packlage erforderlichen Steine wurden weil der Gebrauch derselben zugegeben worden am Galgenberge nahe an der Chause lienie gebrochen, und mußten die Fuhrpflichtigen auf jedes Pferd eine Schachtruthe anfahren.

Zu den Steinschlage mußten die Basaltsteine aus dem Weisholze hinter Lüdgeneder weg geholt, und von den Fuhrpflichtigen auf jedes Pferd 1/4 Schachtruthe angefahren werden. Da die Witterung sehr günstig und die Wege recht trocken waren, wurden die Fuhren ohne Klagen, und ohne das Nachtheil auf den Ackerbau entstand geleistet. 

 

B.11.

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

In diesem Jahre wurden die in den beiden Seitenschiffen der Kirche befindlichen Kirchenstühle von den Schreinermeister Johann Wehmann für 100 T angefertigt. Die alten vorhandenen Stühle wurden hinzu wieder benutzt, wogegen die Stollen, Schwellen und einige noch fehlende Stücke von dem Uebernehmer incl. der obigen Summe geliefert werden mußten.

 

C.III. Abschnit.

Allgemein Verwaltungs und Haushaltungs Verhältniß

 

1845

 

A. I. Abschnit.

Allgemein politisches Verhältniß

 

In diesen Jahren wurden in der ersten hälfte des Sommers die Arbeiten der Arnsberg      Beverungen Straße zur Allgemeinen Bewunderung sehr schwach betrieben. Der eigentliche Grund davon ist officiel nicht bekannt geworden. Der Bauconducteur Scheck gab jedoch zu erkennen, daß die Arbeiten, weil ein genügender Bestand nicht in Kasse sei, nicht rascher betrieben werden könnten. Indes durfte diese Bemerkung wohl nicht unter den rechten Titel gebracht, sondern vielmehr die wohl noch nicht ertheilte Genehmigung die eigentliche Ursache der so lauen Bewerkstellung gewesen sein. Im Nachsommer wurden die Arbeiten wieder Rasch befördert, und insbesondere viele Brücken gebauet. Von hiesiger Stadt wurde auf die Strecke von dem Mühlenberge bis unweit der Rattstaben höhe die Sandsteine aus hiesigen Steinbrück bei der s.g. Linde weg angefahren, wobei wiederholt auf jedes Pferd eine Schachtruthe zu fahren war. Es wurde nun auch schon eine vorläufige Abschätzung der Grundstücke so von der Chause berührt waren, oder etwa noch berührt werden mögten vorgenommen, bei welcher Gelegenheit sich Fast die sämmtlichen Grundbesitzer mit dem 25fachen Katasteral Reinertrage zufrieden erklärten, und viele so gar auf die Grundentschädigung Verzicht leisteten. 

Am 8ten Juni c. wurde die hiesige Stadt durch die Anwesenheit des Herrn Regierungs-Raths Krüger beehrt, und wurde von hochdenselben die städtische Verwaltung geprüft und reißten nachdem von hier nach Beverungen ab.

In diesen Jahre zeigte sich in der Gemeinde Lüdgeneder ein bemerkenswehrtes Ereigniß. Die unehelige Carolina Beller ein Mädchen von 14 Jahren zeigte, nachdem sie vorab eine anhaltende und schmerzhafte Krankheit überstanden hatte, die fünf Wundmahlen Christi. Tausende von Menschen aus allen Ständen, aus naher und weiter Ferne strömten Scharenweise hin, und bewunderten diese Erscheinung. Da die g Beller noch unter Vormundschaft stand, und Nachtheile auf die Gesundheit derselben zu befürchten war; wurde Seitens des Land und Stadtgerichts zu Warburg sowohl, wie auch Seitens der Landes Polizeibehörde dagegen eingeschritten und der Zuspruch zu derselben untersagt. Mehrere Aerzte der Umgegend hatten bereits erklärt und bescheinigt, daß diese Erscheinung auf natürlichen Wege nicht zu erklären sei, indes ward diese Ansicht von den Docktor Söer aus Warburg widersprochen und die Sache als eine Täuschung dargestellt. Es ward nun auch der Kreispfisikus Doctor Pieper von Paderborn requirirt, welcher Verband mit Versiegelung vorgenommen, und die ganze Sache als eine Täuschung und Betrug erklärt haben soll. Diesennach wurde kurz darauf die p Beller nach Warburg gebracht, und auf den Barmherzigen Schwestern Institute unter strenger Aufsicht gehalten, daselbst soll dem Vernehmen nach die Versiegelung der Wundmahle fortgesetzt, und Entdeckungen gemacht sein, daß die p Beller sich die Mahle selbst angebracht habe. Auch soll dieselbe bei der ernannten Commission, welche aus Geistlichen und Doctoren pp bestanden, die Erklärung abgegeben haben, die Wundmahle sich selbst gemacht zu haben. Bis Ende des Jahres wurde dieselbe in den gedachten Institute noch erhalten, und soll zu einen gebesserten Zustand zurück geführt sein, und jetzt als Magd gehörig Arbeiten.

 

B.    II. Abschnit

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

nichts zu Bemerken

 

C.  III. Abschnit

Allgemein Verwaltungs und Haushaltungs Verhältniß

 

In diesem Jahre wurde der auserhalb der Stadt liegende Kirchhof erweitert, von der Hospitals-Commission mit Genehmigung Königlich Hochlöblicher Regierung, ein dahinter belegener dem Hospital zugehöriger Garthen für 140 T angekauft, und mit einer Mauer eingefriedigt. Zugleich wurde auch ein davor liegender öder Platz hinzu genommen, und die Mauer vorgerückt, zu dem Eingange wurden die Säulen von Volkmarsen geholt, und von dem Steinhauer Ballieff aus Warburg bearbeitet. Die davor befindliche Thür von gewalzten Schmiede Eisen wurde von dem Schlossermeister August Fischer Haus No 20 angefertigt , welche eine Ausgabe von 22 T 4 Sg verursacht hat, ein Preiß welcher einer von Holz verarbeiteten Thür inclusive Beschlag gleich hoch zu stehen kam.

In diesen Jahre wurde Seitens der Hospitals-Commission der Aufbau des im Jahre 1806 abgebranten Hospitals, weil ein disponibler Bestand von 1.350 T vorhanden war, beschlossen, und die höhere Genehmigung bei Königlicher Regierung unterm 24t Febr. c nachgesucht. Da diese von Hochderselben verweigert worden, erlaubte die Commission es sich, einen motivirten Antrag einzureichen, worauf bis zum Jahres Schlusse die Entscheidung nicht erfolgt war.

Die Erndte hatte in diesen Jahre einen bemerkenswehrten Erfolg. Durch den so strenge und lange anhaltenden Winter, zeigte sich der Roggen und Weitzen allgemein so spärlich, daß die Umackerung als durchaus nothwendig meistens anerkannt werden mußte, jedoch wirkte die sehr günstige Witterung des Frühlings dahin, daß eine gute Aussicht auf eine Glückliche Winter Erndte zu hoffen war. In diesem Sommer Regnete es öfters, aber es zeigte sich, als wenn die Erde gar nicht benetzt worden, und so lieferte das Sommer Korn nur eine Mittelmäßige Erndte, und kam noch hinzu, daß die Sommerfrüchte auf dem Hohenfelde, nehmendlich der Saamen, Erbsen einen jedoch unbedeutenden Hagelschlag erlitten. Im Herbste des Jahres zeigte sich ein Unglück, und der Allgemeine Ruf erscholl aus Gegenden, die Kartoffel seien von einer Seuche, welche sich aus Frankreich und Belgien verbreitet, befallen worden. Auch zeigte es sich hier das alles Kartoffel Kraut in besten Wachsthum stehend, mit einem male als vom Blitze betroffen abgestorben war. Bei der mehrseitig vorgenommenen Untersuchung der Karoffeln stellte es sich heraus, Daß viele derselben mit schadhaften Stellen, welche alsbald einer völligen Fäulniß und Verwesung nahe zu sein schienen vorgefunden wurden. Es entstand diesenhalb, und weil die Kartoffel Ernte überhaupt nur einen geringen Ertrag sicherte, bald die Allgemeine Besorgniß einer Hungersnoth. Der Schrecken vermehrte sich als man aus ferneren, nahmendlich der Reingend die traurigsten Nachrichten vernahm, und unser Staats Regierung schon in jeder Beziehung Anordnungen zur Abwendung des so sehr drohenden Nothstandes traf. Der landräthliche Commissarius Herr Regierungs-Assessor Wolf theilte mit wahrhaft väterlichen Gefühle das Wehe der Kreis-Eingesessenen, und strebte mit rühmlichen Eifer dahin, die Gefahr der Hungersnoth abzuwenden. Aber Dank der Vorsehung das unsere Stadt von der drohenden Noth verschont wurde.  Zwar lieferte die Kartoffel Erndte gegen frühere Jahre einen geringeren Ertrag, indessen hatten die Einwohner über das Bedürfniß hinaus, wie auch schon frühere Jahre geschehen, ausgepflanzt, weil auf Speculation des Verkaufs des Branteweins Brennens Rechnung gemacht war; wodurch im Allgemeinen, und auf Sparsamkeit hingewiesen ein noch zufriedenes Resultat im Allgemeinen herbei geführt wurde. Die zur Faulniß angesteckten und schadhaften Kartoffeln welche nicht anders als zum Füttern des Viehs benutzt werden konnte, fanden sich in der einen Flur mehr, in der andern weniger vor. In schweren s.g. Kleiboden, und seichen lande wurden die meisten, dagegen in hochliegenden und milden Boden weniger vorgefunden, nicht minder zeigte sich das frühe Pflanzen weil solche bereits gehörig gesetzt hatten sehr vortheilhaft. Daher kam es den auch, daß auf der ein, oder anderen Stücke, in ein und derselben Flur, mehrere Schadhafte Kartoffel sich fanden, und der ein, oder anderer, Einwohner mehr Ausfall hatte. Die Kartoffel Erndte war dennoch durschnitlich nur mittelmäßig, wurde aber durch die gut gerathenen Erbsen, Bohnen, und Linsen ersetzt, und so wurde am Jahres Schlusse, und weil, fast jeder Einwohner mit Grundstücken ansessig und jedermann geärndtet hatte keine begründete Klage über Nothstand voreingenommen, und wird hoffendlich ein solcher auch nicht eintreten, weil die unbemittelten bei den Begüterthen leicht eine Aushülfe und Unterstützung finden. Wenn gleich die Erndte im ganzen genommen nur mittelmäßig war, so fanden doch die Grundbesitzer insbesondere die Begütherten ihre Rechnung in den Hohen Kornpreisen. Im Herbste entstand gleich ein rascher Handel der Früchte, und wurden der

Scheffel Roggen    Berliner Maaß zu    3 T

Gerste                                                   2 T 10 sg

Weitzen                                                 3 T

Saamen                                             

Hafer                                                     1 T 3 Sg 

angekauft, welche Preiße sich noch steigerten. 

 

1846

A. I Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

 

In diesem Jahre wurde im Januar auf gelinden Froste, und weil die Witterung sehr günstig war, auf die Arnsberg - Beverunger Straße von der Rattstaken Höhe bis zum Mühlen hin angefahren, und mußte wie pro 1844 auf jedes Pferd 1/4 Ruthe angefahren werden, Sandsteine wurden theils auf dieser Strecke, und theils an die Borgolzer Grenze auf jedes Pferd 1 Schachtruthe Steine angefahren. Von hiesiger Stadt bis auf den Mühlenberg bei die Linde waren zwei verschiedene Baulinien die eine unterhalb der Thormühle, und die andere durch den Mühlenteich projectirt, da die erstere zu große Krümmungen, ein schlechtes Ansehen erhalten hätte, wurde am 17ten März mit den Landräthlichen Commissarius Herrn Regierungs Assessor Wolf Seitens des Magistrats und der Stadtversammlung Versammlung unterhandelt, und der Tagelöhner Wilhelm Göke für den Abbruch seines Hauses diesseits ein anderer Bauplatz am Hagen bewilligt, wogegen die übrige Entschädigung vom Kreise übernommen wurde. Nachdem kurz darauf die Genehmigung erfolgte, wurde der Brückenbau, wie auch die Erdarbeiten dieser Strecke in Angrif genommen, indes die Brücken nicht ganz, und die Erdarbeiten nur zur Hälfte vollendet. Zugleicher Zeit wurde auch die Strecke durch die Stadt bis zum Galgenberge Chaussirt.

 

B.  II. Abschnit

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

Im November dieses Jahres wurde der bisherige Pastor Bruns welcher 13 Jahre hindurch zur Allgemeinen Zufriedenheit der Pfarrgemeinde hier fungirt hatte, von hier abberufen, und als Pastor nach Brakel versetzt. Zu gleicher Zeit wurde der Pfarrverweser Stricker von Brake] provisorisch hierher versetzt, und kurz danach durch den Pastor Herrn Biuing von Eissen als Pastor in sein Amt eingesetzt.

 

C.  II. Abschnit

Allgemein Haushalts und Verwaltung Verhältniß

 

Die Kartoffel Krankheit welche, wie im vorigen Jahre bemerkt sich zum ersten male hier gezeigt hatte, war wiederholt auch in diesem Jahre eingetreten. Mehr als diese hat der anhaltende trockene Sommer nachhaltigen Einfluß auf die Kartoffeln gehabt, so das nur eine sehr kärgliche Ernte erzielt, und viele Einwohner mit unter auch die größten Oekonomen ihren nothwendigen Bedarf nicht erhalten haben. Da nun auch die Korn Ernte gegen frühere Jahre einen bedeutend Minderertrag lieferte, und Erbsen, Bohnen u.d.g. gar nicht geärntet wurden, so entstand bald die Besorgniß einer Hungersnoth und umsomehr weil diese Nachricht in den öffendlichen Blättern aus allen Ländern erscholl. Für die Hilfsbedürftigen hiesiger Stadt wurden Erbsen von Borgolz und Schweckhausen und 115 Scheffel Roggen zu 377 T 5 sg 48 Sch, Gerste zu 111 T 20 sg und einige Scheffel Kartoffeln von hiesigen Einwohnern angekauft. Auserdem wurden 45 Arme Kinderbei den begüterten mitleidigen Einwohner in Kost gegeben, und für die übrigen Armen in hiesiger Stadt milde Gaben gesammelt; wodurch die höchste Noth in etwa gemildert wurde. Die Straßen Bettelei wurde hierauf aufgehoben, und jeden Samstag an die Hülfsbedürftigen theils auf Credit und theils als Gabe die vorhandenen Früchte ausgetheilt.

 

1847

 

A. I Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

 

In diesem Jahre wurde der Chausebau in sofern zu Ende geführt, daB die Packlage am Rattstaken, und von dem Galgenberge zur Stadt hin vollführt wurde.

 

B. 11.

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

Ist nichts bemerkens Werthes vorgekommen

 

C. 111.

Allgemein Haushalts und Verwaltungs Verhältniße

 

Da in diesen Jahre sich wieder die Kartoffel krankheit und eine schlechte ernte zeigte, wurden im Monat Juni Seitens des Kreises 47 Last Roggen und 3 Last Erbsen aus andern Gegenden angekauft, und an die Kreishülfshülfsbedürftigen per Berliner Scheffel zu 4 T 25 Sg gegen eine Schuldurkunde überlassen.

überlassen. Welche Ausgaben aus den disponiblen in der Kämerei-Kasse befindlichen Hagenholzgeldern welche zu Rathhausbau verwendet sollten, bestritten Wurden. 

Auser diesen wurde für die eigentlichen Armen in der Stadt gesammelt, und zwar monathlich durch Geld und Korn unterstützt.

Wie alles dieses aus der Acta a Nr 24 speciel zu ershen ist.

Privatleute verkauften welche den Roggen a Scheffel zu 4 1/2 T dann zu 5 1/8 T und endlich 6 T welche Preiße durch obige Vorsichtsmaßregeln unterbrochen wurde.

1948

 

A. I Abschnit .

Allgemein politisches Verhältniß

 

Im Anfange dieses Jahres erscholl und verbreitete sich aus Frankreich der Ruf der Revolution, der König Lui Pfilip flüchtete nach London in England, und die Repuplick ward proclamirt. Die Demokraten des Auslandes welche längere Jahre darauf hingewirkt, hatten das Gift der Empörung durch Communistische Untriebe in aIle Staaten ausgeschüttet; und durch schlechte schriften den Unfrieden in unsern sonst so friedlichen Königreiche Preußen hervorgerufen. Der Wahrheit ein treues zeugniß gebend, kann es nicht verhehlt werden, daß mange Landes Einwohner durch fremde Einflüsterungen irre geleitet, aus den Giftbecher getrunken, und sich zu der ein oder andern Empörung haben hinreisen lassen .

Der Adel, die Beamten und Geistlichen, waren an mangen Orten die Zielscheibe worauf die Demokraten und sonstige gleichgesinnte ihre Feile des Gift der Empörung schleuderten. In hiesiger Stadt ist jedoch Der Friede nicht gestört, Dennoch wurde Seitens des Magistrats aus Vorsicht ein Aufruf erlassen, und alle Wohlgesinnten zum Kampfe gegen die

Revolution aufgefordert, und in diesen Sinne eine Bürgerwehr mit den Wahlspruche errichtet: Treue den König und Gehorsam den Gesetze zum Schutze der Personen und des Eigenthums. Zugleich begann auch die Geistlichkeit den Kampf gegen die Revulotion und der Demokatie und siegte mit den Worten: gebet den Kaiser was des Kaisers und Gott was Gottes ist, und wisset, daß die Obrigkeit von Gott angeordnet ist.

In Berlin der Haupt und Residenz Stadt kam wie durch die öffentlichen Blätter bekannt wurde, die Revolution zwar am 19ten März zum Ausbruche, wurde aber bald durch die rechtmäßige Gewalt des Militairs unterdrückt.

Die Minister Graf von Brandenburg

                              "    Ladenberg

                              "    Strotha

                              "    Manfeufel und der

      General           "    Wrangel ergriffen

unter Allerhöchst Königlicher Leitung den Staatsruder schützten das teure Vaterland vor der drohenden Gefahr der Anarchie und des Bürgerkrieges. Ihnen sage ich in Namen der hiesigen Stadt den wärmsten Dank, und Ihr Andenken soll unvergeßlich sein, deshalb diese Bemerkung gemacht worden. Daß nähere und speciale darüber ergeben die gedruckten Anlagen am Schlusse.

 

B. II.

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

Sowie die Revolution im politischen aus fremden Landen eingeschlichen, ward auch der katholischen Kirche ein harter Kampf allen diesen vorgängig zugedacht Johannes Bunge ein Abtrüniger katholischer Geistlicher erschien aus fremden Lande, und reisete umher eine neue Religion unter den Namen Neukatholisch einzuführen. Obgleich er am Anfange einen ziemlichen Anfang gefunden, und die höchsten Gewalten ihn mit Nachsicht behandelt, hat die Kirche gesiegt, sein Andenken bereits erloschen, und er selbst nach England ausgewandert.

 

C. III.

Allgemeine Haushalts und Verwaltungs Verhältnisse

 

Die Kartoffeln Krankheit welche in vorigen Jahre zum 2ten male eingetreten, kam auch in diesen Jahre zum 3ten male vor, daß Laub der Kartoffeln erhielt beim entstehen der Blüthe schwarze Flecken und wurde das Kraut bald nachher trocken, wodurch die Kartoffel Ernte einen sehr geringen Ertrag brachte. Hiedurch, und weil auch die Korn Ernte schlecht war, und bereits zwei Mißärnten der Jahre 1846 und 1847 vorangegangen, kam es, daß die Noth der geringeren Einwohner sich steigerte. Die Mennschen waren nach und nach an Genügsamkeit gewöhnt, die Gemüther beruhigt, und lebten froher Hoffnung der Dinge die da kommen solten. Am 1ten May c. mußten im ganzen Staate die Wahlen der Wahlmänner welche die Abgeordneten nach Berlin und Frankfurth zu wählen hatten, statt finden. Der Bürgermeister Stüve, Oekonom Eduard Ulrich und der Pfarrer Sticker wurden als Wahlmänner gewählt, welche einen Abgeordneten nach Berlin am 8t May c. in Warburg und am 10t May c. einen Abgeordneten für die deutsche National Versammlung nach Frankfurth in Paderborn wählten. Im December wurden die Wahlen der Urwähler welche Abgeordnete nach Berlin zur 1ten und 2ten Kammer wählen sollen, angekündigt.

 

1849

 

A. I Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

 

Am 22ten Januar c. wurde die Wahl von 7 Wahlmänner welche einen Abgeordten   

zur 2ten Kammer nach Berlin zu wählen hatten, und am 29ten Jan. c. die Wahl eines Wahlmannes welcher einen Abgeordneten der 1ten Kammer nach Berlin zu wählen hatte hier vorgenommen. Die Wahl des Abgeordneten der 2ten Kammer wurde am 5 Februar in Brakel in der Kapuziner Kirche vorgenommen, so auch am 27ten Juli c. Der Abgeordnete der 1ten Kammer wurde in Paderborn gewählt. All diese Wohlmeinenden Bestrebungen haben mehr Unheil als Nutzen gebracht. Die Kammern in Berlin zeigten sich den Könige gegenüber wie die gedruckten Anlage am schlusse eine sachliche und treue Uebersicht geben so renitend, daß Sr. Majestät der König die Kammer auflöste, und den Sitz derselben nach Brandenburg verlegte. Einige der Abgeordneten gingen in ihren Wahne so weit die Steuerverweigerung zu beschliesen. Wodurch gleichsamm eine neue Fackel der Empörung im ganzen Lande angezündet wurde, welche aber durch den wahren biedern Deutschen Sinne in vereinter Kraft allen wahren Preußen dadurch bald ausgelöscht wurde. daß die Steuern schneller als sonst der Fall, eingezahlt wurden.

In dieser Zeit der Verwirrung hat die Geistlichkeit dem Staate durch ihren Einfluß und wirken einen nicht unbedeutenden Dienst geleistet und treue Anhänglichkein an den Konig bewiesen.

 

B. II Abschnit

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

Wie vor im politischen hatte die Kirche gleichsam einen festen Kampf mit den Kämmern, indem die Schulen von der Kirche getrennt, und mange andere neue Einrichtungen eingeführt werden sollten. Viele Bischöfe versammelten sich in Würzburg und legten dagegen Protest beim Ministerium ein, und die ganze katholische Bevölkerung stimmte diesen bei, und die Sache blieb wie die war.

 

C. III. Abschnit

Allgemein Haushalts und Verwaltungs Verhältnisse

 

Die Kartoffeln Krankheit kam wie bereits vorbemerkt zum 5ten male zum Vorschein, und die Ernte ward wiederum schlecht. 

Am 23ten August c. wurde mit den Abbruche des bei den Brande 1806 stehen gebliebenen unteren massiven Etage des Rathhauses angefangen, und demnach mit den Neubau begonnen, daß die untere Etage bis zum Herbst meistens aufgeführt war. Der Maurermeister Friedrich Schulze aus Lüdringen, welcher den Neubau übernommen und bis dahin vollführt hatte, übertrug seine desfalsige Verpflichtung und die Ausführung an den Maurermeister Joseph Dierkes aus Cörbecke.

Auf vielfache Beschwerden und Vorstellungen an die höchsten Staatsbeamten, ist in diesen Jahre der Stadt eine Kreisgerichts-Commission mit der Bedingung verliehen, daß die Stadt die nötigen Locale und Utensielien zu stellen habe. Hierauf ist die städtische Behörde eingegangen; und hat vorläufig die Locale in der Wohnung des Levi Kleeberg gepachtet und den Neubau des Rathhauses, welches zugleich als Gerichtsgabäude dienen soll beschlossen. Am 1ten April c. ist die Gerichts-Commission hier eingetreten, undzwar der

Kreisrichter Thielemann ist als Staatsanwalts Gehülfe

                                       nach Warburg versetzt.

Acteur Kracht                 nach Lübbecke versetzt

Registrator Klocke          ist Suspendirt.

und einige Schreiber

      Der Kreisrichter Seiler

             Acteur Engel

             Registrator Schürmann sind an ( ... ?... )

 

1850

gezahlt, und an die Empfangsberechtigten Vertheilt.

Da in den Jahren 1846, 1847, 1848 und 1849 Mißärnten vorangegangen, und die Einwohner die Einquartirung nicht gewohnt waren,  fiel diese, weil viele geringe Einwohner verschont werden mußten der Nahrung wegen und theils wegen (...?...) sehr lästig. Auch war das Militair namenrlich die Reinländer an bessere Lebensart gewöhnt, weil es an Lebensproducte mangelte die Schweine meistens crepirt waren, zum großen Theile sehr unzufrieden, werlches zu gegenseitigen Reibungen führte, und der Magistrat eine große Last hatte.

 

B.  II. Abschnit.

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

C.  III. Abschnit-

Allgemein Haushalts und Verwaltungsverhältnisse

 

Die Krankheit der Kartoffeln, ist auch in diesen Jahre zum 6ten male wie vorbemerkt eingetreten, wenn gleich nicht viele schadhafte darunter, so war doch diese wie auch die Korn Ernte nicht ergiebig.

Der Rathhausbau wurde in diesen Jahre Rasch betrieben und in December unter Dach gebracht. Da bei der s.g. Linde die Steine in den Thönen Garthen welcher zum Steinbruche angekauft, und bereits aus den davor belegenen jetz öden Platze die Steine zum Kirchenbau und ein Theil zum Soutarain des Rathhauses bester Qualität gebrochen, mit einem male untauglich wurden, kam mann nach langen hin und hersuchen auf den Gedanken die fehlenden Steine am Galgeberge wo sich bei Anlage der Chause ein Steinbruch gebildet brechen zu lassen. Die desfalsige Berechtigung wurde von den Kaufmann Simon Bornstein dem das Grundstück gehört damit erworben, daß denselben für jede ausgebrochene Ruthe 12 Fuß lang 12 Fuß breit in der Oberfläche gemessen 15 Sgr bezahlt werden müßten. Der Steinbruch wurde durch Scharwerker, denen 2 Steinbrecher beigestellt wurden, welche letztere ein Taglohn von 7 1/2 Sgr per Mann und der eine 8 und zuletzt 10 Sgr pro Tage erhielt betrieben. Die Treppen, Fenster und Gesimssteine wurden hinter Vollkmarsen aus den dortigen Steinbruche hergeholt, welches in Scharwerk unentgeldlich gescha.

1851

 

A. I Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

 

Im diesseitigen Staate wurde in diesen Jahre die Ruhe und Ordnung durch kräftige und wohlthuende Gesetze hergestellt. Am 3ten Januar c. sind die Kammern wieder zusammen getreten. Am 10ten Januar c. rückten die Oestreicher über Herstelle in das Preußische Gebieth und marschirten durch Braunschweig und Hannover nach Holtstein um auch dort die Ruhe und Ordnung und den Frieden herzustellen, welcher Durchmarsch 8 Tage dauerte, und sollen in kurzer Frist 17.000 Mann über die Elbe in

Hamburg eingerückt sein.

 

B. II. Abschnit.

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

B. III. Abschnit

Allgemein Haushalts und Verwaltungs-Verhältniß

 

Die Krankheit der Kartoffeln wie pro 1845 näher beschrieben ist auch in diesen Jahre wieder eingetreten, obgleich wenig schadhafte ist die Ernte so schlecht gewesen, daß mange Einwohner kaum die Pflanz Kartoffeln wieder geernthet haben. Die Winter Ernte an Roggen und Weitzen war eine ganz gesegnete, welche aber durch ein Hagelschauer sehr gestört, und in Folge dessen und weil die Früchte zu stark waren 18 bis 20 Bund zum Berliner Scheffel gedroschen werden mußten. Gerste und Erbsen waren ziemlich gut geraten. Wegen Mangel der Kartoffeln kam es, daß viel Brod verkonsumirt, die kleinen und mitlern Klassen der Ackerbau treibenden wenig oder gar kein Korn verkaufen konnten, und immer mehr in Schulden geriethen. Die Preise waren bereits hoch gestiegen, (im Sommer1852)

und standen bei all der anscheinend guten Ernte noch bedeutend höhere Prei0e einer Teuerung in naher aussicht, welche Teurung aber durch bedeutende Zufuhren von Früchten aus ferneren Gegenden abgewendet wurde.

Der Rathhausbau wurde in diesen Jahre bis auf einige Nachreparaturen vollendet, und der Gerichts-Commission 5 Stuben zum zeitweise Gebrauche überwiesen, welche bisher die in der Wohnung des Levi Kleeberg

Seitens der Stadt gepachteten Locale gehabt hatte.

1852

 

A. I. Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

 

B. II Abschnit.

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

Der vom 18 bis 19ten Juli c. gefallene wolkenbruchartige Gewitterregen, der in der Gegend bei Bühne sich besonders stark entladen, brachte auch hier wie seit vielen Jahren nicht vorgekommen ein so groOes Wasser welches die große Brücke beim Masche nicht, und jene unter der Chause am Mühlenberge eben verschlucken konnte. Die Brücke beim s.g. Masche wurde fast total ruinirt und die Steine von denselben bis auf die mitte des Bleiche masches fortgerissen. Auch die Brücke unter der alten Straße am Mühlenberge ward stark beschädigt und die Steine bis weit auf den Kälberkamp getrieben. Die Brücken unter der Chause waren sehr beschädigt. in den beiden zwischen der Stadt und den Mühlenberge belegenen das Pflaster weggeruschen, und jene im s.g. allensinke so ruinirt, daß Fiscus die Hälfte derselben neu aufführen lassen müßen.

1853

 

A. I. Abschnit

Allgemein politisches Verhältniß

 

B. II Abschnit.

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

In diesem Jahre wurde hier vom 12ten bis 23ten Februar die Mission durch den Herrn Missionar Hillebrand, den Pastor Thewes zu Dringenberg und den Franziskaner Patros Bonaventura abgehalten, welche einen glücklichen Erfolg hatte. Bei dieser Gelegenheit entsagten die meisten Einwohner den Brandtwein welches Getränke seit längeren Jahren so zur Genußzucht geworden, daß viel Unheil und Uebel daraus entstanden war. Als später die Enthaltsamskeitbruderschaft eingeführt wurde ließen sich über 700 Personen darin aufnehmen welche für ihr ganzes Leben den Brantowein gänzlich entsagten. Diese auf das Wohl der Menschen gegründete Handlung zeigt auf die Moralität schon den besten Erfolg, wovor die spätere Nachwelt den Segen ärnten wird. Neben diesen wurde auch ein Jungfrauen Bund errichtet, in welchen sich die meisten Mädchen aufnehmen ließen; welche mit Ausnahme einiger erlaubten Falle, dem Tanze entsagten und zu einen moralisch sittlichen Lebenswandels vereinten; welches Bündniß nicht minder einen guten Erfolg in Aussicht stellt.

Nachtrag.

 

Nach vorbesagter Mission waren beinah 2 Jahre verflossen als am 1ten   2ten

und 3ten Februar 1855 eine Erneuerung der Mission durch den Missionar Hillebrand und zwei Jesuiten patres unter eben so glücklichen Erfolge statt fand.

 

C. 111. Abschnit

Allgemein Naushalts und Verwaltungs-\/erhältniß

 

Ist nichts wesendliches zu bemerken, als das auch in diesen Jahre die Kartoffelkrankheit wie in den vorhergehenden Jahren fortdauerte.

 

1854

 

A. I. Abschnit.

Allgemein politisches Verhältnisse

 

ist Nichts zu bemerken.

 

B. II Abschnit.

Allgemein kirchliches Verhältniß

 

war Nichts wesendliches zu bemerken.

 

C.  III. Abschnit.

Allgemein Haushalts und Verwaltungs Verhältnsse.

 

In diesen Jahre war die Kartoffelkrankheit zwar in einen mindern Grade dagegen aber eine Mißärnte der Früchte eingetreten, so das eine Hungersnoth zu befürchten stand. Zur Steuerung dieses Nothstandes wurden Seitens der Stadt

         161 Scheffel Roggen a Scheffel 3 Rth 5 Sgr 

und     20 Scheffel Gerste 2           "    2 Rth 10 Sgr angekauft,

und unter die Hülfsbedürftigen auf Kredit bis zum Herbst gegen 4%% Zinße, in derart vertheilt, daß die Nothdürftigsten das Korn zu ermäßigsten Preiße zu 2/3 der Einkaufssumme erhielten, und ganz armen ein Theil unentgeldlich verabreicht wurde. Da die Mißärnte jeden und so auch die Oekonomen betroffen, so wurden die Wegebaukosten zum Ausbau der Straße nach Eissen auf 500 Rth beschränkt, wogegen von dem Gemeindrathe der Beschluß gefaßt wurde, daß nur die Hülfsbedürftigen Taglöhner durch ArbeitsVerdienst daran Theil nehmen solle; und nicht wie dieses in vorhergehenden Jahren geschehen, jeden Einwohner das Recht zustehen solle, die ihnen für den Wegebau auferlegte Deficitsteuer verdienen zu können. In diesen Jahre wurde die Separation (Verkoppelung) der Grundstücke auf den Antrag des früheren Vorstehers Johann Frans Rose und den Juden Wirth schönholz aus Lüdgeneder auf Grund der Hudebefreiung ihren Grundstücke eingeleitet. Da hiedurch eine allgemeine Mißstimmung in der Stadt hervor gerufen, wurden die sämtlichen Einwohner der Mühlenthor, Lehmthor, Emarkethor und Sperberbauerschaften am 13ten und 14ten Januar auf den Rathhause versammelt, und über die Nützlichkeit oder nicht Anwendbarkeit befragt. Da sich für die Nützlichkeit nur 2 Personen, alle übrigen für die Unanwendbarkeit aussprachen, und die Letzteren die Separation als ein großes Unglück für Borgentreich erkannten, fand der Gemeinderath Veranlassung am 19ten Januar eine in Acta h  No 26 befindliche Beschwerde, belegt mit den Unterschriften der Einwohner Einem Hohen Königlich

Preußischen Ministerium der Landwirtschaftlichen Angelegenheit einzureichen. Diese Beschwerde wurde unterm 8ten April c. No 2765 mit den eröffnen abgewiesen, daß das Separations-Verfahren so im Fortgang behalten müße, weil die Provocation schon im Jahre 1845 angebracht, zu einer Zeit wo die Beschränkung des Provoktions-Recht auf Gemeinschaftstheilungen nach der Verordnung vom 28ten Juli 1838 durch Gesetz vom

9ten October 1848 Gesetzsammlung von Jahre 1848 Seite 278 in die Provinz Westpfalen noch nicht eingeführt gewesen sei. Wolle der Gemeinderath sich auch damit beruhigen, so trat die Volksstimmung desto heftiger auf. Einige Anführer ließen einen Rechtsanwalt kommen, und eine abermalige Demonstration an das Köngliche Hohe Ministerium anfertigen, welche mit Bezug auf vorstehend angeführte Entscheidung am 13ten May 1854 abgewiesen wurde. Der Geminderath aufs neue in der Sache verwickelt, ließ auf das dringliche Ansuchen der Einwohner, und um den Frieden der Stadt zu erhalten unterm 14ten August 1854 eine Immediat-Vorstellung an Sr. Majestät den König durch einen Juristen den Justizrath Drühe zu Paderborn weil dieser mit den Separations-Gesetzen ( da er Special Commissarius der General Commission gewesen) besonders bekannt war, anfertigen. Welche ohne Allerhöchste Bestimmung aus den Königlichen Kabinet den Hohen Ministerium zugegangen, und von Hochdenselben unterm 8ten September 1854 mit Bezug auf die Entscheidung vom 8ten  April und 13ten May c. abgewiesen wurde. Demnach wurden sämtliche Grundbesitzer am 11ten September nochmal zur Wahl der Deputirten aufgefordert, und weil diese wie früher geschehen abgelehnt, wurde mit der Bonitirung angefangen. Da inzwischen der 0ekonomie-Commissionsrath Zimmermann plötzlich mit Tode abgegangen, wurde der Special-Commissair Otte zur Ausführung beauftragt, und wurde die Bonitirung durch den Geometer Kröne, Wartmann Oekonom von Daseburg; den Oekonom Hudenruck aus Warburg vorgenommen.

                                                           gez. Stüve

 

1855

findet sich kein Eintrag

 

1856

 

Am 14 August wurde die ganze Gegend von einem schrecklichen Hagelschauer heimgesucht. Es fielen unter Sturm Eisstücke bis zur Größe eines Hühnereis. Es wurden Fensterscheiben u. sämmtliche Früchte aufm Felde demolirt, auch Vögel und Hasen getötet. Die Ernte war total zerschlagen.

 

1857 - 1861

fehlen

1862

 

Die Reparation ist in diesem Jahre durch Überweisung der Pläne ausgeführt. Wie nicht anders zu erwarten war, gibt es viele Unzufriedene, zum Theil mit Recht und zum Theil mit Unkenntniß und Unrecht.

 

1869

 

Der am 1. December 1836 in Dienst getretene Bürgermeister Anton Stüve legte am 11 September 1869 wegen Alters sein Amt nieder. Er war immer bestrebt, das Wohl der Stadt zu fördern und hat sein Amt mit Treue verwaltet. Dieses wird Seitens der ganzen Bürgerschaft anerkannt und ist auch Seitens der Regierung durch Verleihung des rothen Adler-Ordens II. Klasse belohnt. Zum Nachfolger in seinem Amte wählten die Stadtverordneten den Partikulier Julius Stamm von hier, und geschah dessen Einführung am 11 September 1869 durch den Landrath Freiherrn von Spiegel.

 

 

1870

  

Am 1. December brannten 7 Häuser ab. Die Entstehungsursache des Feuers wurde nicht ermittelt.

  

1871

 

Am 6 August starb der Bürgermeister a. D. Stüve. Sein Andenken lebt fort.

 

 

1872

 

Am 3 Juni schlug der Blitz in den kleinen auf der Kirche befindlichen Thurm, ohne zu zünden. Der Schaden wurde auf 23 Rtl. (ungefähr) abgeschätzt.

 

 

1876

 

Am 14. Februar brannten 2 Häuser nieder, desgleichen am 8 Maerz 1 Haus. Die Entstehungsursache des Feuers ist nicht ermittelt. Die Steuerkasse ist nach Peckelsheim verlegt.  

1874

 

 Am 1. October 1874 wurden die Civilstandsregister eingeführt. Im Jahre 1870 wurde die Kapelle auf dem Lehmberge gebauet. Im Jahre 1872 wurde die hiesige Orgel mit einem Kostenaufwand von ca. 1000 Rtl. durch Bandebrok in Paderborn repariert.

  

1875 - 1877

kein Eintrag

 

1878

 

Am 15 April starb hochwürdige Pfarrer Johann Koch an der Lungenentzündung.

Geboren zu Paderborn am 18 October 1810 hat er die hiesige Pfarrstelle seit dem 2 September 1864 mit einem bewunderungswürdigen Eifer und mit gutem Erfolg verwaltet. Die ganze Stadt trauert um ihn. Der Verlust ist um so herber, als nach der jetzigen Gesetzgebung kein Ersatz zu bekommen ist.

In diesem Jahre ist der Schützenteich bis auf einen unbedeutenden Theil ausgeschlagen. Die Arbeit ist in Tagelohn gemacht und kostet 180 Thaler.

Pro Mann und Tag wurden 20 Sgr gezahlt.

                                                                                 

 1879

 

Im laufenden Jahre ist, weil der bisher zur aufbewahrung der Feuerlöschgeräthe dienende Raum im Rathhause zu Gefangenzellen umgewandelt werden mußte, ein massives Spritzenhaus gebaut, welches 3000 Mark kostet.

Das Grundstück auf den Aeckern, 5 ha groß, ist mit Fichten bepflanzt. Der Weg von Borgentreich nach Natzungen ist vollständig ausgebaut, was eine Ausgabe von 11000 Mark verursacht hat. 

 

1880

 

Durch Beschluß der Stadtverordneten - Versammlung vom vom 6. August 1880 ist der Ackersmann Heinrich Conze Nr. 292 als Kämmereikassen-Rendant gewählt.

Im Sommer ist eine neue Zubringerspritze für 1700 Mk. beschafft.

Im November ist eine Straßenbeleuchtung errichtet und sind einstweilen

17 Laternen an den Hauptstraßenecken angebracht.

 

1881

 

Durch Beschluß der Stadtverordneten - Versammlung vom 3. September 1881 ist der Verwaltungsecretair Johann Xaver Fingerhut zu Nieheim, geboren in Fürstenberg im Kreise Büren am 8. November 1850, zum Bürgermeister der Stadt Borgentreich für die gesetzliche Amtsdauer von 12 Jahren gewählt und letztere Wahl durch Verfügung Königlicher Regierung zu Minden vom 17. September 1881 bestätigt. Die Einführung des J. Fingerhut wurde am 1. October durch den Herrn Landrath von Delius zu Warburg vorgenommen. 

 

1882

Der frühere Judenfriedhof im Westhagen (aus dem Buch "Alt Borgentreich in Bildern")
Der frühere Judenfriedhof im Westhagen (aus dem Buch "Alt Borgentreich in Bildern")

 

sind e. 20,000 Stück Tannenpflanzen auf städtischen Grundflächen in den Grund gepflanzt.

Der für die katholische Gemeinde bestimmte Begräbnißplatz ist durch Ankauf eines Nachbargrundstückes vergrößert.

Der Begräbnißplatz für die jüdische Gemeinde, welcher im städtischen Hagen westlich nahe an der Stadt liegt, ist geschlossen und ein neuer nordöstlich von der Stadt, angelegt.

 

1883

 

Die Kosten für Vergrößerung des katholischen Begräbnißplatzes, (ankauf und Einfriedigung) welche obserwanzmäßig die politische Gemeinde zu tragen hat, betrugen 2750 Mark.

circa 20,000 Stück Tannenpflanzen sind auf städtischem Boden in der Grund gepflanzt.

Im Sommer hat die Stadt den 1 ½ hectar großen s. g. Kälberkremz, welcher bisher öde lag und nichts einbrachte, melioriert. Die Kosten belaufen sich annähernd auf 3000 Mark.

 

1887

kein Eintrag

 

1885

 

Im laufenden Jahre ist der Lütgeneder-Dinkelburger Weg, soweit derselbe in hiesiger Feldmark liegt, chausseemäßig ausgebaut. Die Kosten betragen

7998 Mk. 54 pf., wozu die Provinzial-Hülfskasse einen Zuschuß von 2660Mk. gegeben hat.

 

1886

kein Eintrag

 

1887

 

Am 13. April Nachmittags 1 ½ Uhr schlug der Blitz in den Kirchthurm. Der entstandene Schaden betrug 887 Mk. Blitzableiter ist angelegt.

Am 27. April wurde der Rector Conrad Buhse aus Niederwenigern als Pfarrer hierselbst eingestellt.

 

1888

 

Die Pfarrwohnung ist durch Aufbau vergrößert. Die Kosten betragen

7309 M. 75 pf.

Durch Beschluß des Kreistages am 5. Decemberg 1888 ist der in hiesiger Feldmark befindliche Lütgeneder-Dinkelburger Weg auf den Kreis übernommen.

Am 6. Juni 1888 wurde eine Bullenstation auf Kosten der Stadt errichtet.

1889

 

Die Kosten ad 1750 Mk für die im vorig. Jahre von Hönig in Cöln gekaufte

3. Feuerspritze sind gezahlt. Die Westf. Provinzial-Feuer-Societät hat ein drittel der Kosten zugeschossen.

 

1890

 

 Am 19. August 1890 ist von Ernst Schröder zu Paderborn eine neue Thurmuhr gekauft. Die Kosten betragen 1207 Mark.

   

Die frühere Volksschule am Steinweg, wo heute das Pfarrheim steht. Das Bild zeigt die Rückansicht vom Hagen aus. (Aus dem Buch "Alt Borgentreich in Bildern")
Die frühere Volksschule am Steinweg, wo heute das Pfarrheim steht. Das Bild zeigt die Rückansicht vom Hagen aus. (Aus dem Buch "Alt Borgentreich in Bildern")

1891

 

Auf dem vom Armenhospitale angekauften Garten, am Steinwege belegen, ist ein Schulgebäude errichtet. Dasselbe kostet rund 37000 Mk. 36,771 M. 03 pf. Die Kosten für Schulbänke (1,70 Mk.) sind mit einbegriffen.

 

1892

 

Am 15. October 1892 ist das neue Schulgebäude in Benutzung übergeben.

Das in den Jahren 1890 und 1891 neu gebaute Amtsgerichtsgefängniß nebst

2 Beamten-wohnungen ist am 12. Mai 1892 dem Justiz-Fiskus übergeben.

Die Kosten des Baues incl. für Ankauf des Platzes betragen 46.263 M. 10 pf.

 

1893

 

Im laufenden Sommer ist ein Molkerei-Gebäude errichtet.

Die Borgentreicher Molkerei (aus dem Buch "Alt Borgentreich in Bildern" von Bernhard Kösters)
Die Borgentreicher Molkerei (aus dem Buch "Alt Borgentreich in Bildern" von Bernhard Kösters)

 

1894

 

Im Jahre 1924 nachträglich eingetragen durch Bürgermeister Nerttner.

Die Einwohnerzahl betrug nach der Personenstandsaufnahme 1599, Haushaltungen 305.

Am 26. Januar (1895) starb der Bürgermeister Fingerhut, welcher seit 1881 hier im Amte war.

Am 4.Juni (1895) wurde der Verwaltungssekretär Sandmann aus Warendorf zum Bürgermeister gewählt und nach der unterm 22. Juni (1895) erfolgten Bestätigung durch die Regierung am 7. August (1895) in sein Amt eingeführt.

Am 26. November fanden Stadtverordneten-Ergänzungswahlen der II. u. III. Abteilung statt.

Die Ernte war in diesem Jahre infolge Nässe eine gute Mittelernte.

 

Am 30. August brannte das Haus des Handelsmanns Josef Müller und die anstehende Synagoge fast ganz ab; über die Entstehung des Brandes ist nichts bekannt geworden.

 

1895

 

Nach der diesjährigen Volkszählung betrug die Einwohnerzahl 1597, darunter

1510 Katholiken, 42 Evangelische und 45 Juden.

Der im vorigen Jahre von der Stadtverordnetenversammlung beschlossene weitere Ausbau des Weges nach Cörbecke wurde mit einem Kostenaufwande von 2600 M ausgeführt.

Die Ernte war in diesem Jahre eine gute.

 

1896

 

Die Einwohnerzahl beträgt rund 1600.

Anstelle des wegen seines Alters aus dem Dienste scheidenden Polizeidieners Heinrich Sökefeld wird die Stelle dem Militärinvaliden Josef Göke zunächst auf

6 Monate zur Probe übertragen.

Am 13. April wurde die Leiche des Arbeiters Franz Vogt aus Erfurt hinter einer Strohdieme in der Nähe der Stadt aufgefunden. Es wurde natürlicher Tod festgestellt.

Neben der Schweineseuche herrschte unter dem Rindvieh die Maul- und Klauenseuche.

Der Stand der Ernte war ein sehr guter, ist aber durch anhaltendes Regenwetter größtenteils verdorben.

Die hiesige Kaplaneistelle, welche mehrere Jahre wegen zu geringen Gehaltes unbesetzt geblieben war, wurde, nachdem von der Stadtverordneten- versammlung unterm 13. Februar ein Gehaltszuschuß von 257,34 M bewilligt, am 15. April durch den Kaplan Assmuth aus Beverungen wieder besetzt.

 

1897

 

Schon im März d. Js. gab es schwere Gewitter. Am 18. März wurden im Felde

5 Korn- bzw. Strohdiemen durch Blitzschlag entzündet und eingeäschert.

Am 24. April wurde der im vorigen Jahre zur Probe angestellte Polizeidiener Göke endgültig angestellt.

Am 1. Oktober wurde der Kaplan Assmuth nach Wiedenbrück versetzt und an seine Stelle Seminarpriester Müller aus Verl nach hier.

Am 3. November raffte der Tod plötzlich den Beigeordneten, Gasthofbesitzer Bunne hinweg, welcher sein Amt seit 1893 mit großer Pflichttreue geführt hatte. Daneben war Herr Brunne noch in mehreren Ehrenämtern, die ihm das Vertrauen der Bürgerschaft verliehen, tätig gewesen.

Am 27. November fanden die regelmäßigen Stadtverordneten-Ergänzungswahlen statt.

 

Die Ernte war in diesem Jahre eine gute Mittelernte.

 

1898

 

Am 15. Februar wurde Herr Gutsbesitzer Berlage zum Beigeordneten der Stadt gewählt.

Die Bemalung unserer Pfarrkirche wurde in diesem Jahre vollendet und bildet eine herrliche Zierde des Gotteshauses.

Am 23. August ging ein schweres Gewitter mit wolkenbruchartigem Regen und stellenweisem Hagelschlag nieder, was den Feldfrüchten etwas Schaden tat.

Die Ernte war jedoch eine recht gute mit Ausnahme der Kartoffeln, welche nicht so reichlich einkamen.

 

1899

 

Am 9. Januar starb der Hauptlehrer Woker, an seine Stelle trat der bisherige zweite Lehrer Fiorentini. Als zweiter Lehrer wurde der Schulamtsbewerber Lessmann aus Borgholz angestellt.

Am 4. April trat die 1. Lehrerin Laufkötter, welche hier über 30 Jahre recht segensreich gewirkt hat, in den Ruhestand. Ihre Nachfolgerin wurde die Lehrerin Claes Gerber aus Nieheim Paderborn.

Am 1. August trat auch die 2. Lehrerin Schulte, welche ebenfalls über 25 Jahre hier gewirkt hat, in den Ruhestand. An ihre Stelle trat die Lehrerin Claes aus Nieheim.

Am 28. November fanden die Stadtverordneten-Ergänzungswahlen statt.

Die Ernste war in diesem Jahre befriedigend; es herrschte eine große Mäuseplage.

 

1900

 

Nach der allgemeinen Volkszählung vom 1. Dezember d. Js. betrug die Einwohnerzahl 1644, darunter 785 männliche und 839 weibliche Personen.  Dem Religionsbekenntnisse nach waren 1547 Katholiken, 69 Evangelische, 28 Juden. Die Bewohner der Stadt lebten in 290 Haushaltungen von 2 und mehr Personen und 19 Haushaltungen von einzelnen Personen. Für die Unterkunft waren 208 Wohnhäuser vorhanden von denen 201 bewohnt und 7 unbewohnt waren.

Als Von dem ersten Jahre im 20. Jahrhundert ist hier nicht viel erfreuliches zu berichten. Zunächst war dieses Jahr sehr reich an Unglücksfällen.

Am 24. Juni, nach der St. Johannes-Prozession schlug der Blitz in das Haus des Landwirts Johann Conze (Kauers) am Neuenborn, so daß das ganze Haus vollständig niederbrannte. 

Am 8. Juli wurde der 30jährige Sohn des Landwirts Johann Tönnies auf dem Schützenfeste in Lütgeneder bei einer Schlägerei derartig zugerichtet durch Schädelverletzung, daß er am 16. Juli starb. Der Täter aus Lütgeneder erhielt vom Schwurgericht Paderborn eine Strafe von 1 ½ Jahren Gefängnis. 

Am 31. Juli ging der Tagelöhner Ignatz Rindermann in einem Anfalle von Geistesstörung in den neben seinem Hause auf dem Altengraben befindlichen Brunnen und starb kurz nachdem man ihn noch lebend herausgezogen hatte.

Auch kamen einige Fälle von ansteckenden Krankheiten – 4 Typhusfälle – vor. Diese Krankheit zeigte sich in fast allen Ortschaften des Kreises Warburg.

Die Ernte war in diesem Jahre weniger ertragreich infolge der herrschenden Mäuseplage.

Am Dieksberge wurden 188 Stück Obstbäume ausgepflanzt.

Die Kommunalsteuern wurden von 75 % auf 105 % der Staatseinkommensteuer, der Grund-, Gebäude- und Gewerbesteuer erhöht.