Chronik 2015

Das Jahr  im Überblick:
  • 40 Jahre Hallenbad
  • Schützen erhalten Klimaschutzpreis
  • Widerstand gegen Südlink-Trasse
  • Vereine kämpfen für die Schützenhalle
  • Albert-Schweitzer-Medaille für Werner Dürdoth

 

 

Politik  &  Gesellschaft

 

 

Der dreijährige Mika Friesen ist an Blutkrebs erkrankt. Nur eine Knochenmarkspende kann sein Leben retten. Bei einer Typisierungsaktion in der Grundschule lassen sich 445 potenzielle Stammzellenspender registrieren. Eine Spendenaktion zugunsten der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) erbringt 20.290 Euro.

 

Die St. Sebastian-Schützenbruderschaft erhält den Klimaschutzpreis des Energieversorgers RWE. Rund 150.000 Euro und mehr als 1.500 Arbeitsstunden haben die Schützen in die Wärme- und Schallisolierung ihrer Schützenhalle am Lehmberg investiert.

 

Einstimmig billigt der Rat im Februar den Haushaltsplan 2015. Erträgen von 13,5 Millionen Euro stehen Ausgaben von 14,1 Millionen gegenüber. Zum Ausgleich des Defizits von 745.000 Euro muss die Stadt ihre Rücklagen angreifen.

 

Das Hallenbad feiert sein 40-jähriges Bestehen. Mit dem Bau des Schulzentrums hat der damalige Architekt Hans Lücke das Bad mit seinem 25 mal 8 Meter großen Hubboden-Becken 1972 konzipiert. Im Schnitt zählt das Bad pro Jahr etwa 9.200 Besucher und ist damit ein Zuschussgeschäft für die Stadtwerke. Das jährliche Defizit beläuft sich auf etwa 130.000 Euro. 

 

Borgentreicher Vereinsvertreter positionieren sich für die Schützenhalle
Borgentreicher Vereinsvertreter positionieren sich für die Schützenhalle

 Zertrümmerte Fenster, Farb-schmierereien, nächtlicher Fackelaufmarsch, öffentliche Beschimpfungen, Anfeindungen und Prozesse: kein Ende in dem von einer Nachbarin, die sich belästigt fühlt, entfachten Lärmstreit um die Schützenhalle. In einer öffentlichkeitswirksamen Aktion unter dem Motto „Diese Halle brauchen wir alle“ mahnen Vertreter der Vereine und beider Kirchen einen fairen Umgang miteinander an. „Dieser Streit belastet den gesamten Ort“, stellt Pfarrer Werner Lütkefend fest.

 

Die B-Jugend der Bördelandschule sichert sich im April den Titel des Fußball-Schulkreismeisters.

 

Monika Göke  in ihrem Kurzwarengeschäft "Frau Alois Lotze"
Monika Göke in ihrem Kurzwarengeschäft "Frau Alois Lotze"

Eine Institution bleibt erhalten: Nach dem Tod von Rosemarie Lotze (78) übernimmt die Diplom-Designerin Monika Göke (56) mit viel Idealismus das alteingesessene Handarbeits- und Kurzwarengeschäft „Frau Alois Lotze“. Rosemarie Lotze hatte das 1935 von ihren Eltern, der Modistin Antonie und dem Sattler Alois Lotze, gegründete Geschäft zuvor vier Jahrzehnte geführt. 

Regionalkantor Jörg Krämer (51) bespielt auf der berühmten Borgentreicher Barockorgel erstmals eine CD. Darauf sind zwölf Werke aus dem 17. und 18. Jahrhundert zu hören. Die Produktionskosten von 20.000 Euro für zunächst 2.000 Exemplare übernimmt die Stadt. Mit 3.019 Pfeifen gilt das in den Jahren 2005 bis 2011 generalüberholte Instrument die größte doppelte Springladenorgel der Welt. 

 

Mitte April werden an der Schützenhalle drei Fensterscheiben eingeworfen. Im Mai beschmieren Unbekannte nachts in Borgentreich fünf Wohnhäuser mit Graffitis und teilweise verfassungswidrigen Symbolen. Auch drei Autos werden beschädigt. Die Staatsschutzabteilung des Polizeipräsidiums Bielefeld ermittelt. Vergangenes Jahr waren an die Asylanten-Unterkunft in der Keggenriede Hakenkreuze gesprüht worden.

 

Thomas de Maizière mit Koptenbischof Anba Damian
Thomas de Maizière mit Koptenbischof Anba Damian

 Bundesinnenminister Thomas de Maizière besucht Ende Mai die Zentrale Unterbringungsein-richtung für Flüchtlinge in Borgentreich. Der Minister lobt die große Aufnahmebereitschaft der Bevölkerung. In der ehemaligen Desenbergkaserne leben aktuell 450 Flüchtlinge. 

Die in den 1950er-Jahren erbaute Kaserne wurde von der Luftwaffe 1992/93 aufgegeben. Sie gehört heute der Koptischen Orthodoxen Kirche und dient seit Oktober 2014 als Zentrale Erstaufnahmeeinrichtung des Landes für Flüchtlinge aus aller Welt. 

 

Das Königspaar der Schützenbruderschaft heißt in diesem Jahr Angela und Uwe Kohlbrock. Beide sind 50 Jahre alt. Kohlbrock ist seit 2008 Schriftführer der St. Sebastian-Schützenbruderschaft.

 

Nach vier Jahrzehnten schließt am 30. Juni die bekannte Gaststätte „Haus Henkenius“. Seit 1975 hatte Marianne Henkenius - zunächst mit ihrem Mann Dieter, nach dessen Tod 2010 allein – das Haus mit vier Hotelzimmern mit dreijähriger Unterbrechung geführt. Neben der Pizzeria „Bella Italia“ gibt es in der Kernstadt jetzt nur noch zwei Gaststätten: „Zur Krone“ (Hillebrand) und Dohmann. Mitte der 1970er Jahre lief in sieben Lokalen der Zapfhahn: Ellermann, „Ratsglöckchen“ (Lappe), Göke, Dohmann, Henkenius, „Zur Krone“ und Wiegand. 

 

Umbruch in der Evangelischen Kirche: Der Gemeindeverbund Borgentreich-Peckelsheim wird zum 1. August aufgelöst. Die 7.500 evangelischen Christen der Städte Warburg, Willebadessen und Borgentreich bilden nun die „Großgemeinde Altkreis Warburg“. Pfarrerin Christiane Zina (44) wechselt nach dreijähriger Tätigkeit in Borgentreich nach Brakel. Die Pfarrstelle in Borgentreich wird nicht wieder besetzt. 

 

Ihr 35-jähriges Bestehen feiert im August die Borgentreicher Jugendfeuerwehr. Deren Leiter Christoph Tappe begrüßt zur Feier neun befreundete Jugendfeuerwehren aus dem Kreis Höxter. Hein Rademacher, Fritz Riepe, Fritz Stiens und Josef Stüve haben die Jugendfeuerwehr am 1. Mai 1980 gegründet. Ihr gehören heute sechs Mädchen und 29 Jungen an. 

 

Das 39. Borgentreicher Stadtfest wird dieses Jahr – traditionell am zweiten September-Wochenende – in Großeneder gefeiert.

  

In Borgentreich und benachbarten Kommunen formiert sich der Widerstand gegen die geplante Südlink-Stromtrasse. Bürger wehren sich gegen die „Monster-Trasse“. Die Proteste zeigen Erfolg: Netzbetreiber Tennet entscheidet sich für die deutlich teurere Erdverkabelung. 

 

Borgentreich macht aus der Sonne Energie. In der Solar-Bundesliga behauptet die Orgelstadt Platz 1 in NRW. Fast 2.700 Watt je Einwohner sind im Stadtgebiet installiert. 

 

Annette Kurschus, Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, besucht im Dezember die Zentrale Flüchtlingsunterkunft in der ehemaligen Kaserne. Im Gepäck hat sie den Bewilligungsbescheid für die Einrichtung einer psychosozialen Betreuungsstelle für traumatisierte Flüchtlinge. Die Kosten belaufen sich auf 106.000 Euro. 

 

In der ehemaligen Molkerei haben junge Skater ein Domizil gefunden. In Eigenleistung hat der Verein Rollcultur ein Vereinsheim mit Rampen, Theke und einem schallisolierten Proberaum für die heimischen Bands „Destillator“ und „Die Zitzen“ geschaffen. 

 

Mit 2.500 Euro aus dem Erlös der Beachparty unterstützt die Vereinsgemeinschaft die Anschaffung eines neuen Einsatzfahrzeugs der DLRG-Ortsgruppe Natzungen. Die Rettungsschwimmer führen regelmäßig Badeaufsicht in der Borgentreicher Bädern. 

 

Der von der Borgentreicher Vereinsgemeinschaft und den Kirchengemeinden gemeinsam organisierte Adventsmarkt findet erstmals im Seniorenzentrum statt. Der Erlös kommt der Seniorenarbeit im Ort zugute. 

 

Zahlen  &  Fakten

  

Einwohnerzahl Borgentreich 31.12.2015:                    8.892 (ohne Flüchtlinge) 

 

Einwohner Kernstadt Borgentreich 31.12.2015:          2.488 (ohne Flüchtlinge) 

 

Zahl der Flüchtlinge in der ZUE 31.12.2015:               944

 

Gesamtschuldenstand 31.12.2015:                             2,48 Mio. €

 

Pro-Kopf-Verschuldung 31.12.2015:                           263,33

 

 

 

 Namen  &  Nachrichten

 

  

Neuer Schulleiter der Bördelandschule wird Ferdi Brüggemann-Sina. Er tritt die Nachfolge von Martin Sälzer an, der zur Eggelandschule Peckelsheim wechselt.

 

 Anna Mühlberger                                                     Dirk Lücke

 

Anna Mühlberger (24) wird von Erzbischof Hans-Josef Becker zur neuen Gemeindereferentin im Pastoralberbund Borgentreich ernannt. Sie stammt aus dem hessischen Hillershausen. 

 

Der Borgentreicher Architekt Dirk Lücke (42) entwirft den mit 4.000 Quadratmetern größten Bike- und Skaterpark Deutschlands in Düsseldorf. Das Projekt kostet rund 1,8 Millionen Euro. 

 

Stabsfeldwebel Werner Dürdoth (52) erhält für sein jahrzehntelanges Engagement in der Kriegsgräberfürsore bei der zentralen Landesfeier zum Volkstrauertag aus der Hand von NRW-Justizminister Thomas Kutschaty die Albert-Schweitzer-Medaille. Dürdoth, auch Sprecher der Borgentreicher Vereinsgemeinschaft, leitet seit 1990 internationale Jugendbegegnungen mit Workcamps in Deutschland, Frankreich, Dänemark, Polen, Russland  und Lettland. Hinzu kommen zahlreiche Arbeitseinsätze mit Soldaten und Reservisten in vielen anderen Ländern. Zudem organisiert der in Auenhausen stationierte Berufssoldat die jährliche Haus- und Straßensammlung des Volksbundes.

  

(Nachgetragen im Januar 2017 von Hubertus Hartmann)