Chronik 2019

Das Jahr im Überblick:
  • Aus für den Männergesangverein "Arion"
  • Widerstand gegen noch mehr Windkraftanlagen
  • Familienforum mit neuer U-3-Betreuung
  • 30 Jahre BI "Lebenswertes Diemeltal und Bördeland"
  • Rathaus erhält neue Fassade

Politik  &  Gesellschaft

 

Januar 2019

Erneuter Wechsel an der Spitze des Musikvereins. Nach nur einem Jahr gibt Uwe Herbold den Vorsitz an Heinrich Gabriel ab. Als Stellvertreter fungiert Hubertus Herbold. Gemeinsam mit Anke Stratenschulte ist Gabriel auch musikalischer Leiter des Vereins. Der Musikverein zählt 183 Mitglieder, von denen 77 aktiv sind.

 

82 mal muss im Jahr 2018 der Löschzug der Freiwilligen Feuerwehr ausrücken. Das sind 28 Einsätze mehr als im Jahr zuvor. Insgesamt leisten die 133 Aktiven 3.225 Einsatzstunden. In 36 Fällen müssen sie einen Brand bekämpfen.

 

Februar 2019

Nach 120 Jahren ist der Männergesangverein "Arion" Geschichte. Das Durchschnittalter der letzten 22 Sänger liegt bei 68 Jahren. Zu den aktiven kommen 24 passive Mitglieder. Doch Nachwuchs ist kaum vorhanden. Deshalb fusioniert der MGV mit dem Borgentreicher Frauenchor. Das neue gemischte Ensemble nennt sich nun "Chorgemeinschaft Arion". Vorsitzender ist Hans-Werner Kröger, zweite Vorsitzende Marita Schulze.

Gründungsfoto des MGV "Arion" im Jahr 1899 aus dem Buch "Alt Borgentreich in Bildern" von Bernhard Kösters
Gründungsfoto des MGV "Arion" im Jahr 1899 aus dem Buch "Alt Borgentreich in Bildern" von Bernhard Kösters

  

Die Befürchtung der Bürgerinitiative: Windkraftanlagen soweit das Auge reicht.
Die Befürchtung der Bürgerinitiative: Windkraftanlagen soweit das Auge reicht.

In Bühne, Manrode, Muddenhagen und umliegenden Orten formiert sich der Widerstand gegen weitere Windkraftanlagen. Auf einer Fläche von 1.333 Hektar - davon 500 Hektar Wald - will die Stadt Borgentreich eine Windkraft-Konzentrationszone ausweisen. In dem Gebiet könnten etwa 50 neue Windräder mit einer Flügelhöhe von 220 Metern entstehen. Das will die Bürgerinitiative "Gegenwind - Heimat Hoher Berg" verhindern. Anwohner kritisieren zu geringe Abstände zur Wohnbebauung. Sie fürchten gesundheitliche Beeinträchtigungen durch Infraschall und eine Verspargelung der Landschaft.

 

Die Südzucker AG verkündet Ende Januar die Schließung der Zuckerfabrik Warburg nach der Kampagne 2019. Das Werk besteht seit 1882. 60 Mitarbeiter und zusätzlich 25 Saisonkräfte verarbeiten in Warburg jedes Jahr 500.000 bis 600.000 Tonnen Rüben von ca. 800 Landwirten zu 80.000 bis 100.000 Tonnen Zucker. Kreislandwirt Heinrich Gabriel aus Borgentreich spricht von einem "Schicksalsschlag für die Landwirtschaft der Region". Der südliche Kreis Höxter werde sich verändern.

Die heimische Landwirtschaft verliert damit ihren letzten großen Verarbeitungsbetrieb. Bereits 1993 schließt nach 46 Jahren das Warburger Nahrungsmittelwerk Hollbach, das in seinen besten Zeiten bis zu 200 Arbeitskräfte beschäftigt. 

70 Arbeitsplätze gehen Anfang 2018 mit der Schließung des 1952 erbauten Milchwerkes Rimbeck, der letzten Molkerei im Kreis Höxter, verloren.

 

Der vom Rat einstimmig verabschiedete Haushaltsplan 2019 sieht Investitionen von knapp sieben Millionen Euro vor. Bei einem Gesamtvolumen von ca. 17,4 Millionen Euro beläuft sich das voraussichtliche Defizit auf rund 275.000 Euro - nur noch halb so hoch wie im Vorjahr. Der größte Batzen mit etwa 1,4 Millionen fließt in Schulen und Kindertagesstätten.

 

März 2019

Weil die alte schadhaft und die Dämmung dahinter marode ist, erhält das Rathaus eine neue Fassade.
Weil die alte schadhaft und die Dämmung dahinter marode ist, erhält das Rathaus eine neue Fassade.

Das 1970 erbaute Rathaus erhält zum zweiten Mal eine neue Fassade. Da die jetzige keine Wärmedämmung mehr bietet, sollen noch in diesem Jahr neue Platten mit Dämmung angebracht werden. Die Maßnahme ist mit 616.000 Euro veranschlagt. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis zum Frühjahr 2020 dauern.

 

Das städtische Leerstandsmanagement zeigt Wirkung. Standen vor fünf Jahren im Stadtgebiet noch 129 Immobilien ungenutzt, hat sich deren Zahl im Jahr 2019 auf 79 reduziert. Den Kauf eines leer stehenden Hauses bezuschusst die Orgelstadt mit 3.000 Euro und weiteren 500 Euro je Kind. 

 

Die katholische Pfarrkirche mit Baugerüst.
Die katholische Pfarrkirche mit Baugerüst.

Nein, es ist nicht Christo, der die St.-Johannes-Baptist-Kirche zum Kunstobjekt macht. Die blaue Plane verhüllt ein Baugerüst zur Sanierung des gut 30 Meter hohen Turms. Aus dem Mauerwerk und vom Dach bröckeln Steine und gefährden Kirchgänger. Die Sanierung soll nach ersten Schätzungen 122.000 Euro kosten. 20 Prozent muss die Gemeinde selbst tragen.

Ende November stellt sich heraus, dass der Renovierungsbedarf doch größer als erwartet ist. Die veranschlagten Kosten sind mit 278.000 Euro inzwischen mehr als doppelt so hoch. Die Gemeinde muss etwa 55.000 Euro aufbringen.

 

Mai 2019

Aufregung in Bühne: In einer "Nacht- und Nebelaktion" sind unter Denkmalschutz stehende Gebäudeteile der Burg Bühne dem Abrissbagger zum Opfer gefallen. Der Besitzer spricht von einem Unfall. Ihm drohen jetzt juristische Konsequenzen.

 

Wechsel an der Spitze des Orgelfördervereins: Nach sechs Jahren als Vorsitzender übergibt Rainer Bieling sein Amt an Michael Atteln. Der 1994 von etwa 30 Bürgern gegründete Förderverein blickt in diesem Jahr auf sein 25-jähriges Bestehen. Für die Restaurierung der weltbekannten Barockorgel hat der Verein mehr als 200.000 Euro eingeworben.

Das Orgelmuseum feiert 2020 sein 40-jähriges Bestehen.

Europawahl 

Grafik: Westfalen-Blatt

Die beiden großen Volksparteien CDU und SPD müssen wie schon bei vorherigen Wahlen bei der Wahl zum Europaparlament wieder große Verluste hinnehmen. Dem europaweiten Trend kann sich auch Borgentreich nicht entziehen. Im Stadtgebiet büßen die Christdemokraten im Vergleich zur letzten Europawahl vor fünf Jahren 11,5, die Sozialdemokraten 9,9 Prozentpunkte ein.Gewinner sind die Grünen. Sie legen 8,7 Prozentpunkte auf 14 Prozent Stimmenanteil zu. Die AfD steigt von 3,7 auf 8,3 Prozent.  Die CDU erleidet ihre größten Verluste in Manrode, die SPD in Lütgeneder. In Manrode schaffen auch die Grünen, die in allen anderen Orten ein zweistelliges Ergebnis erzielen, nur 8,5 Prozent. In dem Bergdorf beeinflusst offenbar das kontrovers diskutierte Thema Windkraft den Wahlausgang. Die AfD verbucht in Manrode mit 12,6 Prozent noch vor Borgholz und Großeneder ihr bestes Ergebnis. Und noch ein Kuriosum am Rande: In Muddenhagen kommt die SPD auf gerade noch 2,7 Prozent.

 

Juni 2019

Heike und Michael Bartoldus heißt das Borgentreicher Königspaar 2019. Das Unternehmer-Ehepaar hat aus dem Freundeskreis einen 26-köpfigen Hofstaat um sich geschart.

 

Die 1. Mannschaft des VfR hat auch im zweiten Jahr den Klassenerhalt in der Fußball-Bezirksliga geschafft und bekommt zur neuen Saison einen neuen Trainer. Frank Kleine-Horst löst Daniel Bartoldus ab. Der neue Coach ist 49 Jahre alt, Inhaber der B-Lizenz und hat bislang den B-Ligisten SV Dringernberg II trainiert.

 

Juli 2019

 

Die neue U-3-Betreuung des Borgentreicher Familienforums.
Die neue U-3-Betreuung des Borgentreicher Familienforums.

Nach 17 Monaten Bauzeit wird der Neubau des Familienforums für die U-3-Betreuung eröffnet. 30 Kinder, davon 16 noch unter drei Jahre, besuchen die neue "Regenbogen-Gruppe". Die Baukosten belaufen sich auf 1,4 Millionen Euro. 500.000 Euro muss die Stadt selbst finanzieren. Mit jetzt sechs Gruppen zählt die Borgentreicher Kita zu den größten im Kreis Höxter.

 

August 2019

Ihr 30-jähriges Bestehen feiert die "Bürgerinitiative Lebenswertes Diemeltal und Bördeland e.V." Zum Widerstand gegen eine damals in der Region geplante Sondermülldeponie wird die BI 1989 auf Initiative von Albert Fögen in der Borgentreicher Schützenhalle gegründet und wächst bald auf 3.000 Mitglieder an. Erste Vorsitzende ist Josefa Arendes, heute Arendes-Gründer. 7.000 Bürger beteiligen sich 1993 an einer Protestaktion vor der Bezirksregierung in Detmold. Die Giftmülldeponie wird verhindert, die BI bleibt bestehen. Unter dem Motto "Eine Region denkt um" initiieren engagierte Mitglieder unter anderem die Gründung einer Erzeugergemeinschaft für Bio-Lebensmittel.

Heute zählt die Bürgerinitiative rund 700 Mitglieder und beschäftigt sogar hauptamtliche Mitarbeiter. Ihren Sitz hat sie im "Steinernen Haus". Zum Jubiläum gibt es eine Ausstellung im Warburger Museum "Stern".

 

Angehende Archäologen der Universität Kiel legen bei einer Forschungsgrabung im Osthagen Reste der mittelalterlichen Stadtmauer frei. Der genaue Verlauf der im 19. Jahrhundert abgerissenen vier Meter hohen historischen Stadtbefestigung war bislang unklar. 

 

September 2019

Ein erneut sonnenreicher Sommer sorgt für gute Laune bei den Schwimmbadfans. Aber trotz zumeist guten Badewetters ist die Besucherzahl im Freibad wieder rückläufig, 13.672 Besucher (Vorjahr: 17.384) registriert Schwimmmeister Thorsten Müller. Das sind 3.742 (-21,5 %) weniger als im Supersommer 2018. Die Zahl der Saisonkarten-Käufer beläuft sich auf 203.

Auf 14.989 gestiegen (Vorsaison: 11.236) ist in der Saison 2018/19  erfreulicherweise die Besucherzahl im Hallenbad. Das entspricht einem Anstieg um 3.753 Badegäste (+ 33,4 %). 

 

Der neue Hochbehälter auf dem "Galgenberg" ist nach nur 14 Monaten Planungs- und Bauzeit am Netz. In der 28 Meter langen und 15 Meter hohen Halle stehen zwei Edelstahltanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 300 Kubikmetern. Die Kosten belaufen sich auf 1,4 Millionen Euro. Borgentreich bezieht sein Trinkwasser aus Trendelburg. Es wird in zehn verschiedenen Hochbehältern  im Stadtgebiet mit einem Volumen von insgesamt 4370 Kubikmetern gespeichert und an die Haushalte verteilt.

 

Oktober 2019

Das Borgentreicher Orgelmuseum wird - passend zum 40. Geburtstag im nächsten Jahr - renoviert und modernisiert. Die nordrhein-westfälische Heimatministerin Ina Scharrenbach gibt mit einem Förderscheck über knapp 235.000 Euro den Startschuss für das Projekt. Die Ausstellung wird technisch aufgerüstet und die marode Sandstein-Außentreppe erneuert. Die Gesamtmaßnahme soll gut 290.000 Euro kosten. Das im alten Rathaus aus dem Jahr 1850 beheimatete Orgelmuseum - es war das erste in Deutschland - ist bereits in den Jahren 2002 bis 2004 neue gestaltet worden.

 

Dezember 2019

Zehn Monate vor der nächsten Kommunalwahl (13. September 2020) bringt die CDU als stärkste Partei im Kreis Höxter ihre Kandidaten in Stellung. Als potenziellen Nachfolger für den nicht wieder antretenden Rainer Rauch (54) präsentieren die Borgentreicher Christdemokraten Nicolas Aisch aus Eissen als ihren Bürgermeister-Kandidaten. Der 39-Jährige ist Lehrer an der Sekundarschule Borgentreich und Medienberater zur Schuldigitalisierung bei der Bezirksregierung Detmold. 

Während sich die anderen Parteien noch nicht positioniert haben, sorgt der Borgholzer FDP-Politiker Jan Gerrit Möltgen für ein Kuriosum: Per Stellenanzeige in der Zeitung sucht er einen unabhängigen Bürgermeister-Kandidaten für die Orgelstadt.

Einen Wechsel wird es auch im Höxteraner Kreishaus geben. Landrat Friedhelm Spieker (64) geht in den Ruhestand. Als seinen möglichen Nachfolger nominiert die CDU den Warburger Bürgermeister Michael Stickeln (51).

 

 

Zum Jahresende 2019 endet eine Ära für die Warburger Börde: Die Zuckerfabrik Warburg ist nach 135 Jahren nur noch Geschichte. Mit der Lieferung der letzten Rüben aus dem Raum Borgentreich endet die Kampagne 2019, und die Fabrik wird geschlossen. Der Kampf der Landwirte für den Erhalt des Werkes war vergebens. 19 Mitarbeiter der Südzucker AG verlieren ihren Arbeitsplatz.

Zahlen  &  Fakten

 

Einwohnerzahl Borgentreich 31.12.2019:                    9.117 (ohne ZUE)

(Haupt- und Nebenwohnsitz)

 

Einwohnerzahl Borgentreich 31.12.2019:                    8.600 (ohne ZUE)

(nur Hauptwohnsitz)

 

Einwohner Kernstadt Borgentreich 31.12.2019:          2.590 (ohne ZUE)

(Haupt- und Nebenwohnsitz)

 

Einwohner Kernstadt Borgentreich 31.12.2019:          2.463 (ohne ZUE)

(nur Hauptwohnsitz)

 

Zahl der Flüchtlinge in der ZUE 31.12.2019:                409

 

Gesamtschuldenstand 31.12.2019:                               1,749 Mio. €

 

Pro-Kopf-Verschuldung 31.12.2019:                             203,37 € (Zahl Stadt Borgentreich ohne ZUE)

                                                                                                                             194,14  € (Zahl Stadt Borgentreich incl.ZUE)

                                                                                      202,74 €  (Zahl Statistisches Landesamt incl.ZUE)

Namen & Nachrichten 

 

Der aus Borgentreich gebürtige Archäologe Fritz Jürgens promoviert an der Philosophischen Fakultät der Christian-Albrechts-Universität Kiel mit "magna cum laude". Seine Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades beschäftigt sich mit dem "brandkeramischen Zentralort von Borgentreich-Großeneder". Die Fläche zwischen Großeneder und Hohenwepel gilt als einzige bisher bekannte Stelle in Westfalen, wo die Menschen in der brandkeramischen Epoche der Jungsteinzeit sowohl eine Siedlung als auch ein Gräberfeld angelegt haben. 

International bekannt ist Jürgens durch seine Ausgrabungen und Unterwasserforschungen am alten Eisenbahntunnel in der Egge.

 

Im Alter von 83 Jahren stirbt am 4. März der ehemalige Bundestagsabgeordnete Meinolf Michels. Von 1976 bis 1980 war der Landwirt  aus Großeneder Bürgermeister der Stadt Borgentreich. In seine Amtszeit fallen die Stadtkernsanierung, der Umbau des alten Rathauses zum Orgelmuseum und der Bau der Ortsumgehung. Zwölf Jahre fungiert der Vater von fünf Kindern zudem als stellvertretender Landrat. Michels gilt als ein stets um Ausgleich und Konsens bemühter Politiker. 22 Jahre (1980 bis 2002) vertritt er als CDU-Abgeordneter die Interessen der Region und seines Berufsstandes im Deutschen Bundestag. Für seine Berufskollegen engagiert sich Michels auch drei Jahrzehnte als Kreislandwirt.

 



Die Orgelstadt muss einen neuen Bürgermeister suchen. Rainer Rauch verkündet Ende Juni, dass er bei der nächsten Kommunalwahl 2020 nicht wieder kandidieren werde. Der heute 54-Jährige ist mit einem Wahlergebnis von 59,3 Prozent seit 2014 im Amt und hat in Borgentreich viel bewegt. »Am Ende meiner aktuellen Wahlzeit am 31. Oktober 2020 werde ich insgesamt fast 23 Jahre als Hauptverwaltungsbeamter gearbeitet haben, zunächst von 1998 bis 2001 als Gemeindedirektor der Gemeinde Lindern, dort ab 2001 als erster hauptamtlicher Bürgermeister und seit 2014 als Bürgermeister der Orgelstadt Borgentreich. Die Arbeit hat mir dabei immer sehr viel Spaß und Freude bereitet. Es war mir stets eine Ehre, für diese Ämter gewählt worden zu sein und Verantwortung für die kommunale Entwicklung übernehmen zu dürfen«, heißt es in einer persönlichen Erklärung. Daher sei ihm die Entscheidung auch keinesfalls leicht gefallen und letztendlich hätten private Gründe den Ausschlag gegeben. Rauch will mit seiner Familie in Körbecke wohnen bleiben und künftig als Berater für kommunale Entwicklungsprojekte arbeiten.