Chronik 2020

Das Jahr im Überblick:
  • Rainer Rauch geht - Nicolas Aisch neuer Bürgermeister
  • CDU büßt bei der Kommunalwahl fünf Ratsmandate ein
  • Werner Dürdoth wird stellvertretender Landrat
  • Hesena-Gruppe übernimmt das Seniorenzentrum
  • Karneval und Schützenfest fallen Corona zum Opfer
  • "Bürger für Borgentreich" mit Heimat-Preis ausgezeichnet

Politik  &  Gesellschaft

 

Januar 2020

 

 Mit der Ausweisung einer Konzentrationszone für Windkraftanlagen will die Stadt die "Verspargelung" des gesamten Stadtgebietes verhindern. Der überarbeitete Flächennutzungsplan für das Gebiet Bühne / Manrode sieht statt der zunächst geplanten 1.333 nur noch 971 Hektar Windfläche mit größerem Abstand zu den Wohngebieten vor. Vertreter der Bürgerinitiative "Heimat Berg", die 1.032 Unterschriften gegen das Projekt gesammelt hat, signalisieren ihre Zustimmung. Bis zum Jahresende möchte die Stadt den Plan in Kraft setzen.

Dessen ungeachtet schließen derzeit offenbar etliche Windkraftprojektierer mit Landwirten Vorverträge für neue Anlagen auch außerhalb der geplanten Konzentrationszone. 

  

Die finanziellen Probleme der Beste-Stadtwerke - einem Zusammenschluss der Stadtwerke Beverungen, Steinheim, Warburg, Borgentreich und Bad Driburg - sind offenbar größer als bislang bekannt. Das Defizit für die Jahre 2014 bis 2016 beläuft sich auf 4,25 Millionen Euro. Vor zwei Jahren hatte es noch geheißen, die Verluste beliefen sich auf "nur" drei Millionen Euro. Der Strom- und Gasanbieter hatte sich zeitweilig fünf Geschäftsführer und kostenintensive Sponsoringsprojekte, wie den SC Paderborn und die Landesgartenschau Bad Lippspringe, geleistet. Inzwischen hat das Unternehmen seine Strom- und Gasnetze verkauft und fungiert als reine Vertriebsfirma für ca. 55.000 Kunden.  Erst 2019 verbuchen die Beste-Stadtwerke wieder einen Gewinn von 450.000 Euro.

Im Oktober vermelden die Gesellschafter schließlich den Verkauf des Unternehmens an die EAM Kassel. Bis spätestens März 2021soll das Geschäft vollzogen sein. Die mehr als 30 Arbeitsplätze bleiben erhalten.

 

Zu 167 Einsätzen werden 2019 die Feuerwehren des Stadtgebiets gerufen. Die 884 Aktiven leisten insgesamt 31.359 Dienststunden. Diese Bilanz präsentiert Stadtbrandinspektor Sebastian Göke bei der Jahreshauptversammlung des Löschzugs Borgentreich.

 

Februar 2020

 

Bei ihren Bemühungen, Windkraft künftig im Raum Bühne/Manrode zu konzentrieren, bekommt die Stadt Gegenwind. 25 Landwirte schließen sich zu einer "Bürgerwind GbR" zusammen und wollen auf eigenen Äckern Windkraftanlagen zwischen Borgentreich, Rösebeck und Lütgeneder errichten. Einer der Geschäftsführer ist Kreislandwirt Heinrich Gabriel. Man wolle die Wertschöpfung aus Windkraft nicht irgendwelchen Projektierern überlassen, sagt er. 

 

Das Seniorenzentrum Borgentreich gehört jetzt zur Hesena-Gruppe.
Das Seniorenzentrum Borgentreich gehört jetzt zur Hesena-Gruppe.

Erneuter Betreiberwechsel im Seniorenzentrum: Rüdiger Baranowski, Geschäftsführer und Gesellschafter der Habitat-Unternehmensgruppe Salzkotten, übergibt zum 1. April seine beiden Heime in Borgentreich und Rödinghausen an die Hesena Managemant GmbH mit Sitz in Berlin. Die etwa 60 Mitarbeiter in Borgentreich werden von Hesena übernommen. Der Mietvertrag hat nach Hesena-Angaben eine Laufzeit von 20 Jahren.

Hesena-Geschäftsführer Rainer Hettich betreibt bereits neun Altenheime in Berlin (2), Leipzig, Diekholzen, Wilhelmshaven (3), Bünde und Detmold.

Das in Zahlungsschwierigkeiten geratene und unter ständigem Personalmangel leidende Haus in Borgentreich wurde 2003 für 14,5 Millionen Euro von der Sanitas AG Oelde gebaut, nach deren Insolvenz 2006 von der MKS Seniorenheim GmbH übernommen und ging 2008 in die Hände der Habitat über. Das Heim verfügt über 55 Pflegeplätze und 28 Wohnungen für betreutes Wohnen. Die Zahl der Pflegeplätze soll auf 60 erhöht werden. Wegen personeller Unterbesetzung darf die Pflegeeinrichtung seit dem 18. Dezember 2019 keine neuen Bewohner mehr aufnehmen. Der Aufnahmestopp wird Ende Mai aufgehoben. Heimleiter Jörg Rothe muss nach zwölf Jahren gehen. Seine Nachfolgerin heißt Sylvia Wehrhahn. Die Verantwortung für den Pflegebereich übernimmt Kerstin Minut.

 

Einstimmig verabschiedet der Rat den Haushaltsplan 2020. Er hat ein Volumen von rund 18 Millionen Euro und weist einen Fehlbetrag von 914.000 Euro aus.Trotzdem sollen Steuern und Gebühren nicht erhöht werden. Als Gründe für das Defizit nennt Kämmerer Christof Derenthal geringere Landeszuweisungen und eine höhere Kreisumlage. Die geplanten Investitionen belaufen sich auf ca. acht Millionen Euro.

 

Die Bauhöfe der Städte Borgentreich und Willebadessen sollen noch enger zusammenarbeiten. Ziel der von beiden Räten einstimmig beschlossenen Kooperation ist eine eventuelle Fusion. Es wäre der erste interkommunale Bauhof im Regierungsbezirk.

 

März bis Dezember  

Corona-Virus lähmt öffentliches Leben

Das weltweit grassierende Corona-Virus lässt ab Anfang März das öffentliche Leben auch in Borgentreich stillstehen. Damit sich nicht noch mehr Menschen infizieren, werden Schulen und Kindergärten geschlossen, Versammlungen verschoben, Sportveranstaltungen verboten, das Vereinsleben kommt zum Erliegen, Behörden beschränken den Publikumsverkehr auf das Nötigste, Gottesdienste finden nicht mehr statt, Trauerfeiern und Beerdigungen nur noch im engsten Familienkreis, Gaststätten und Restaurants dürfen nur noch außer Haus verkaufen. Die Bevölkerung wird aufgefordert, sich mit sozialen Kontakten zurückzuhalten.

Bürgermeister Rainer Rauch appelliert an die Solidarität der Bürger und betont: "das Corona-Virus ist die wohl größte Herausforderung seit vielen Jahrzehnten und betrifft mittlerweile alle Bereiche unseres Lebens." Oberstes Ziel dabei sei es, die Ausbreitung des Virus' zu verlangsamen. "Die Orgelstadt Borgentreich ist auf Krisen vorbereitet und hat ihren Krisenplan aktiviert. Sie können sicher sein, dass wir alles unternehmen werden, damit die grundsätzliche Funktionsfähigkeit von Verwaltung und städtischer Infrastruktur gewährleistet ist."

Erst Ende April gibt es erste Lockerungen. Schulen öffnen mit Einschränkungen, Pfingsten macht - unter strengen Hygieneauflagen - das Freibad auf. Doch Großveranstaltungen sind weiterhin tabu. Der Schützenverein sagt sein Schützenfest ab, in den unteren Fußballligen wird die Saison vorzeitig beendet.

Am 22. März werden in der Stadt Borgentreich zwei nachgewiesene Infizierte gemeldet, Ende Mai sind es 39, es gibt ein erstes Todesopfer. Ende Juni gilt Borgentreich offiziell wieder als coronafrei.

Unter strikten Hygieneauflagen darf Ende Mai das Freibad öffnen. Mitte Juni treten weitere Lockerungen in Kraft: Die Grundschulen in NRW nehmen mit Einschränkungen ihren Unterricht wieder auf, private Feiern mit maximal 50 Personen sind erlaubt, doch Großveranstaltungen bleiben vorerst verboten.

Nach einer leichten Beruhigung im Sommer überrollt im Herbst jedoch eine zweite Corona-Welle das Land. Die Regierung verhängt einen weiteren Teil-Lockdown: Gaststätten und das Kino müssen erneut schließen, sämtliche Amateursport-Veranstaltungen werden gestoppt, in der Öffentlichkeit dürfen sich nur noch Personen aus maximal zwei Haushalten treffen. 

Trotzdem steigt die Zahl der Infizierten weiter. Mitte Dezember hat Borgentreich mehr als 30 akut Infizierte. Die Zahl der Toten ist auf drei gestiegen. In der Woche vor Weihnachten verschärft die Bundesregierung ihre Maßnahmen und verhängt einen zweiten Lockdown. Erneut werden viele Geschäfte und Dienstleistungsbetriebe  geschlossen, die Weihnachtsferien beginnen früher und verlängern sich bis zum 10. Januar 2021. 

Hoffnung macht ein zwischenzeitlich entwickelter Impfstoff. Die Stadthalle Brakel wird zum Impfzentrum für den Kreis Höxter. Kurz vor dem Jahreswechsel bricht Corona auch im Borgentreicher Seniorenheim aus. Nur wenige Tage, bevor die ersten Altenheimbewohner, Pflegerinnen und Pfleger gegen das Virus geimpft werden können, gibt es mehrere positive Tests.

Bezogen auf die gesamte Stadt Borgentreich erkranken in diesem Jahr 159 Menschen an Covid-19. Drei überleben die Infektion nicht. Akut erkrankt sind zum Jahreswechsel im Stadtgebiet 18 Personen. 

So ist die Coronasituation zum Jahreswechsel in den zehn Städten des Kreises Höxter (In Klammern die aktuellen Zahlen vom Silvestertag.)                  Grafik: Neue Westfälische
So ist die Coronasituation zum Jahreswechsel in den zehn Städten des Kreises Höxter (In Klammern die aktuellen Zahlen vom Silvestertag.) Grafik: Neue Westfälische

 

April 2020 

In der Bogenstraße tut sich was. Architekt Alexander Otto hat mit seiner Frau Olga den ehemaligen R-Kauf erworben und saniert das Gebäude von Grund auf. Der Anbau auf der Rückseite wird abgerissen. Im Erdgeschoss entstehen Büro- und Geschäftsräume, im Obergeschoss sieben Mietwohnungen.

Das Haus hat eine bewegte Geschichte. Die Familie Kloidt führt dort lange Jahre ein Lebensmittelgeschäft. Am 28. April 1980 übernimmt der Daseburger Kaufmann Gerhard Meyer als Mieter den Laden und eröffnet einen Rewe-Markt mit 780 Quadratmetern Verkaufsfläche. Am 13. Dezember 2005 ist nach 25 Jahren Schluss. Meyers Sohn Hartwig eröffnet seinen neuen mehr als doppelt so großen Rewe-Markt an der Emmerkertorstraße im Gewerbegebiet Keggenriede. Das Geschäftshaus in der Bogenstraße steht leer, bis die Stadt die Immobilie bei einer Versteigerung 2018 für 77.000 Euro erwerben kann. Das Ehepaar Otto bekommt das Haus von der Stadt zum Selbstkostenpreis.

 

Zugleich kann der Rewe-Markt auf sein 40-jähriges Bestehen zurückblicken. Nach der Erweiterung 2019 verfügt der Mart heute über eine Verkaufsfläche von 2.000 Quadratmetern. Marktleiter Hartwig Meyer beschäftigt etwa 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Slivia Gelhaus, Beate Sendler und Gabi Müller sind bereits seit der Eröffnung dabei. 

 

Die EAM übernimmt von der Stadt jetzt auch das Stromnetz der Borgentreicher Kernstadt mit rund 770 Haushalten. Die Stadt erhält dafür weitere Anteile an dem Energieversorger. Die Stromnetze in den übrigen Stadtteilen sind bereits seit einigen Jahren im Besitz der EAM. 

 

Mai 2020 

In der Frage nach dem ursprünglichen Standort des Borgentreicher Armenhospitals gilt die heutige Parkfläche vor dem Pfarrhaus am Steinweg für das Jahr 1806 gesichert. Längs einer damaligen Querstraße war das Gebäude beim großen Stadtbrand zerstört worden.
In der Frage nach dem ursprünglichen Standort des Borgentreicher Armenhospitals gilt die heutige Parkfläche vor dem Pfarrhaus am Steinweg für das Jahr 1806 gesichert. Längs einer damaligen Querstraße war das Gebäude beim großen Stadtbrand zerstört worden.

Die Stiftung Armenhospital kann auf ihr 625-jähriges Bestehen zurückblicken. Die Gründungsurkunde – eine Abschrift befindet sich im Stadtarchiv – datiert vom 19. Mai 1395. Sie nennt den Ritter Johannes Schuwen, dessen Söhne Johannes und Berthold und den Priesters Heinrich von Schwedekeßen als Stifter eines Hospital für die „Armen und Bresthaften in der Stadt“. Die ehrbaren Stifter wollten damit einerseits armen, schwachen und bedürftigen Bewohnern helfen und sich mit den guten Taten andererseits ihr eigenes Seelenheil im Jenseits sichern. Aus jener Zeit stammt das heutige Stiftungsvermögen in Form von knapp zehn Hektar Weide, Wald und Ackerland. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach der Sekundarschule ist inzwischen dazugekommen.

Pachteinnahmen und Stromeinspeisung fließen auf das Stiftungskonto. Die Hälfte der Einnahmen, so schreibt die Satzung es vor, muss für gemeinnützige Zwecke wieder ausgeschüttet werden. Darüber wacht die Bezirksregierung in Detmold.

Weil sich um die Armen heute der Staat kümmert, hat sich die Stiftung anderen Zwecken verschrieben und fördert die Senioren- und Jugendarbeit in der Orgelstadt. Mehr als 20 Projekte seien bislang gefördert worden, berichtet Stiftungsvorsitzender Andreas Geihsen.

 

Ein Hauch von Schützenfestgefühl

Was vermissen die Borgentreicher während der Corona-Beschränkungen offenbar am meisten?

Waffeltüten!

Am Pfingstmontag öffnet Konni Arendes vor ihrem Haus in der Neutorstraße einen Waffelstand - und wird vom Käuferansturm förmlich überrannt. Die Menschen aus Borgentreich und Umgebung stehen Schlange für eine Waffeltüte. Der WDR veröffentlicht dazu dieses Foto von Peter Conze.

Die Schützen marschieren in kleiner Formation und mit Sicherheitsabstand durch den Ort, und der Musikverein spielt als Weckruf "Freut euch des Lebens". Zumindest ein Hauch von Schützenfestgefühl.

 

Juni 2020 

 

Felix Jürgens beendet

seine Wanderjahre

Drei Jahre, acht Monate und 16 Tage war er unterwegs - jetzt ist er wieder da: Felix Jürgens beendet seine Wanderjahre als Tischlergeselle. Nach seiner Gesellenprüfung als Kreisbester begibt sich der Orgelstädter am 3. Oktober 2016 auf die Walz, um Berufserfahrung zu sammeln und die Welt zu erkunden. In der traditionellen Kluft des Schachts "Axt und Kelle" arbeitet er in den verschiedensten Projekten in Deutschland, Spanien, Marokko, Frankreich, Italien, Dänemark, den Niederlanden, in Luxemburg, Österreich, Tschechien, Polen und der Schweiz. Etwa 12.000 Kilometer legt Felix zurück, mindestens ein Drittel auf "Schusters Rappen", sprich zu Fuß. Begleitet von etwa 20 anderen Wandergesellinnen und    -gesellen kehrt er am 19. Juni zurück nach Borgentreich und überklettert, wie es unter Tippelbrüdern Brauch ist, das Ortsschild. "Ich habe unheimlich viel gelernt, viele Menschen kennengelernt und würde, wenn ich erneut vor der Wahl stünde, es genau so wiedermachen", bilanziert der 29-Jährige. In Schwerin will Jürgens jetzt die Meisterschule  besuchen.

 

Juni bis Dezember 2020 

 

Eine Plauderposse aus dem Rathaus beschäftigt die Gerichte. SDP-Ratsherr und Bürgermeisterkandidat Hubertus Herbold petzt aus nichtöffentlicher Sitzung: Nach seiner Darstellung soll der Borgholzer Ortsvorsteher und UWB-Ratsherr Franz-Josef Wegener die Geschäftsführer einer Warburger Firma als Alkoholiker verunglimpft haben. Wegener stellt den Sachverhalt etwas anders dar. Die Firma hat ihn auf Unterlassung verklagt. Herbold wiederum muss sich gefallen lassen, dass der Rat öffentlich über seinen Verstoß gegen die Verschwiegenheitspflicht berät. Seinen Antrag auf einstweilige Verfügung gegen die öffentliche Beratung lehnt das Verwaltungsgericht Minden ab. Statt der von Bürgermeister Rainer Rauch eigentlich vorgesehenen Ordnungsstrafe in Höhe von 200 Euro kommt der SPD-Politiker auf Antrag seines Kontrahenten Wegener mit einer Verwarnung davon.

Auch die angeblich verunglimpften Unternehmer haben mit ihrer Unterlassungsklage gegen Wegener in Minden keinen Erfolg. Ihre Klage wird Ende November ebenfalls abgewiesen, da der Sachverhalt nicht eindeutig geklärt werden kann. Als Zeugen geladene Ratsmitglieder und Ex-Bürgermeister Rainer Rauch können sich nach eigener Aussage nicht mehr genau erinnern oder wollen von Wegeners Äußerung über vermeintliche Alkoholprobleme der Kläger überhaupt nichts mitbekommen haben. Die Kläger kündigen nun zivilrechtliche Schritte gegen Wegener an.

Teuer wird die Affäre vor allem für den Steuerzahler. Da es sich um eine Ratsangelegenheit handelt, übernimmt die Stadt die Gerichts- und Anwaltskosten für Herbold und Wegener. Nach Schätzung von Kämmerer Christof Derenthal sind das rund 15.000 Euro.

 

Juli 2020 

 

Nicolas Aisch
Nicolas Aisch
Hubertus Herbold
Hubertus Herbold
Peter Maier
Peter Maier

Am 13. September wählen die Bürger der Orgelstadt einen neuen Rat und einen neuen Bürgermeister. Nach dem vor einem Jahr verkündeten Verzicht von Amtsinhaber Rainer Rauch (55) schickt die CDU Nicolas Aisch (39) aus Eissen ins Rennen. Der Vater zweier Söhne ist Lehrer an der Sekundarschule und Medienberater der Bezirksregierung für weiterführende Schulen im Kreis Höxter. Über Verwaltungserfahrung verfügt Aisch nicht. 

Für die SPD kandidiert deren Ratsmitglied Hubertus Herbold (52) aus Borgentreich. Der Elektroingenieur ist seit 17 Jahren kommunalpolitisch tätig und gehört seit acht Jahren dem Stadtrat an. Auch er verfügt über keine Verwaltungserfahrung.

Im Gegensatz zu Peter Maier (57), der sich mit Unterstützung der FDP um das Amt des Stadtoberhaupts bewirbt. Der Bauingenieur aus Franken hat sich auf eine Stellenanzeige des Borgholzer Ratsherrn Jan Gerrit Möltgen gemeldet. Vier Jahre war der parteilose Bauingenieur Rathauschef in der 7.000-Einwohner-Stadt Laer im Münsterland. Dort wurde Maier im November 2019 vorzeitig abgewählt - wegen angeblicher "Lügen, Inkompetenz, Untätigkeit und autoritären Führungsstils". 

Mit der Wählergemeinschaft Unabhängige Bürger Borgentreich (UWB) tritt zudem eine neue Gruppierung zur Kommunalwahl an.

 

Wenn viele Menschen gemeinsam ein Projekt finanzieren, ist das Crowdfunding. Mit Crowdfunding soll für den neuen Mehrgenerationenplatz auf dem ehemaligen Molkereigelände ein besonderes Kinderspielgerät finanziert werden. Es kostet 5.000 Euro und heißt "Drache". Ein Spendenkonto gibt es bei der Vereinigten Volksbank. Zu jeder Spende von 25 Euro legt die Bank 25 Euro dazu. Infos unter

www.v-vb.viele-schaffen-mehr.de

August 2020 

 

40 Jahre Orgelmuseum Borgentreich: Cononabedingt wird das Jubiläum nur in kleinem Rahmen gefeiert. Ganze 70 Besucher dürfen - mit Abstand - das schnell ausverkaufte Festkonzert in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist miterleben. Ihnen bietet das zwölfköpfige Johann Rosenmüller Ensemble mit acht Musikern und vier Sängern einen musikalischen Hochgenuss.

 

September 2020 

So hat die Orgelstadt gewählt: CDU verliert deutlich

Borgentreichs neuer Rathauschef Nicolas Aisch
Borgentreichs neuer Rathauschef Nicolas Aisch

Borgentreichs neuer Bürgermeister ist der CDU-Kandidat Nicolas Aisch. Der 39-jährige Sekundarschullehrer aus Eissen setzt sich bei der Kommunalwahl mit 57,3 Prozent der Stimmen gegen seinen SPD-Konkurrenten Hubertus Herbold durch, der 33 Prozent erringt. Der von der FDP unterstützte unabhängige Bewerber Peter Maier aus Franken kommt auf 9,8 Prozent. Aisch tritt im Rathaus die Nachfolge von Rainer Rauch an, der nach sechsjähriger Amtszeit nicht wieder kandidiert.

 

Die zuvor mit absoluter Mehrheit regierende CDU erleidet bei der Ratswahl herbe Verluste. Mit 41,82 Prozent der Stimmen verlieren die Christdemokraten fünf von bislang 16 Sitzen und verfügen im neuen Stadtparlament nur noch über elf Mandate. Die SPD kann ihre sieben Sitze behaupten. Grüne und die neu gegründete UWB sichern sich jeweils drei Mandate, die FDP zwei.

 

Neuer Landrat des Kreises Höxter wird der bisherige Warburger Bürgermeister Michael Stickeln. Er löst Friedhelm Spieker ab, der in den politischen Ruhestand geht. Auch im Kreistag verliert die CDU ihre absolute Mehrheit.

Bürgermeisterwahl:

Grafik: Neue Westfälische
Grafik: Neue Westfälische

Die Ergebnisse aus allen Wahlbezirken im Stadtgebiet:

Grafik: Neue Westfälische
Grafik: Neue Westfälische

Das ist der neue Rat der Orgelstadt Borgentreich

Quelle: Neue Westfälische
Quelle: Neue Westfälische

 

Oktober 2020 

Nach fast eineinhalbjähriger Bauzeit wird die Turmsanierung der St.-Johannes-Baptist-Kirche abgeschlossen. Die Ausbesserung des bröckelnden Mauerwerks und der Wendeltreppe wird teurer als gedacht. Statt der veranschlagten 120.000 Euro kostet die Sanierung letztlich 280.000 Euro. Die Schäden waren größer als gedacht. Rund 56.000 Euro muss die Pfarrgemeinde selbst aufbringen, den Rest übernimmt das Erzbistum.

 

November 2020 

In der ersten Sitzung der neuen Legislaturperiode verabschiedet das Stadtparlament die ausgeschiedenen Ratsmitglieder und Bürgermeister Rainer Rauch. Der 54-Jährige hatte nach sechsjähriger Amtszeit nicht wieder kandidiert und wechselt als kommunaler Berater in die Wirtschaft. Rauch hat in Borgentreich viel bewegt. In seine Wirkungszeit als Stadtoberhaupt fällt unter anderem die schwierige Einrichtung der Zentralen Unterbringungseinheit (ZUE) für Geflüchtete in der ehemaligen Desenberg-Kaserne.

Rauchs Nachfolger Nicolas Aisch wird als neuer hauptamtlicher Bürgermeister vereidigt. Sein Vorgänger habe einen tollen Job gemacht und viele Projekte auf den Weg gebracht, betont Aisch. Zu ehrenamtlichen stellvertretenden Bürgermeistern wählt der Rat Franz-Josef Wegener (UWB) und Hubertus Eikenberg (SPD).

 

Borgentreichs evangelischer Pfarrer Kai-Uwe Schroeter hat vom Krippenspiel ein Video produziert, das über das Internet abgerufen werden kann.  Foto: Silvia Schonheim / Westfalen-Blatt
Borgentreichs evangelischer Pfarrer Kai-Uwe Schroeter hat vom Krippenspiel ein Video produziert, das über das Internet abgerufen werden kann. Foto: Silvia Schonheim / Westfalen-Blatt

Pfarrer Schroeter bringt Krippenspiel als Video

Corona macht kreativ: Der von Technik und neuen Medien begeisterte evangelische Pastor Kai-Uwe Schroeter findet auch angesichts der grassierenden Pandemie Mittel und Wege, seinen Gemeindemitgliedern das traditionelle Krippenspiel zu präsentieren. Rechtzeitig vor dem Heiligabend nimmt der Pfarrer das Krippenspiel unter Einhaltung der Hygieneregeln mit etwa 20 Kindern auf Video auf, schneidet Bild- und Tonmaterial zusammen und mietet für den Vortag des Weihnachtsfestes vorsorglich alle drei Kinosäle. Angesichts der weiterhin hohen Infiziertenzahl muss die Kinopremiere jedoch ausfallen. Den Familiengottesdienst am Heiligabend will der Pfarrer stattdessen open-air auf der Gemeindewiese feiern - die kleine Kirche wäre zu eng - und das Krippenspiel auf der Leinwand zeigen. Doch auch dieser Plan wird kurz vor dem Fest zur Makulatur. Das Krippenspiel gibt es nur noch online.

In dem rot markierten Bereich verlief einst der in weiten Teilen noch vorhandene Ringwall rund um Borgentreich. Grafik: LWL
In dem rot markierten Bereich verlief einst der in weiten Teilen noch vorhandene Ringwall rund um Borgentreich. Grafik: LWL

Die ehemalige Borgentreicher Stadtbefestigung, der Hagen, soll unter Schutz gestellt und als Bodendenkmal in die Denkmalliste der Orgelstadt aufgenommen werden. Dazu gehören auch die beiden Felsenkeller am Lehmberg und am Mühlenberg. Dem entsprechenden Beschlussvorschlag der Verwaltung stimmt der Ausschuss für Umwelt, Planung und Bauwesen Ende November zu. An der Erhaltung der auf das 13. Jahrhundert zurückgehenden, im Laufe der Zeit immer wieder veränderten ehemaligen Stadtbefestigung besteht aus Sicht des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe aus wissenschaftlicher, ortshistorischer und städtebaulicher Sicht ein hohes Interesse. Die Anlage sei bedeutend für die Geschichte der Stadt, denn sie dokumentiere ihre einstige Stellung und wirtschaftliche Größe, betont Bürgermeister Nicolas Aisch.

 

Dezember 2020

Dieter Rengel mit dem Heimat-Preis. Der ehemalige Bauhofleiter ist einer der Motoren in der Helfergruppe "Bürger für Borgentreich".
Dieter Rengel mit dem Heimat-Preis. Der ehemalige Bauhofleiter ist einer der Motoren in der Helfergruppe "Bürger für Borgentreich".

"Bürger für Borgentreich" mit dem Heimat-Preis ausgezeichnet

Seit 2019 würdigt die Stadt Borgentreich ehrenamtliches Engagement für die Allgemeinheit mit dem Heimat-Preis. In diesem Jahr kann sich über die Auszeichnung die 2018 von Ortsvorsteher Werner Dürdoth gegründete Initiative "Bürger für Borgentreich" (BfB) freuen. Die etwa 25-köpfige Helfergruppe hat in den knapp drei Jahren ihres Bestehens schon mehrere Projekte in der Kernstadt erfolgreich umgesetzt und damit den städtischen Haushalt um einige zehntausend Euro entlastet. Das Preisgeld in Höhe von 1.700 Euro will die BfB für Pflege und Ausbau der Streuobstwiese im Liebestal verwenden.

Weitere Preisträger 2020 sind die "Rösebecker Rentner" und der Borgholzer Anton Tewes.

 

Zahlen  &  Fakten

 

Corona hat auch negative Auswirkungen auf die Bädersaison. Das Freibad öffnet im Gegensatz zu vielen anderen Bädern trotz der Pandemie zwar am 30. Mai. Doch viele scheuen den Besuch. Bis zur Schließung am 12. September zählt Betriebsleiter Thorsten Müller 9.157 Gäste (Vorjahr 13.672). Das Hallenbad registriert vom 1. Januar bis zur Corona-bedingten Schließung am 13. März sowie in der Zeit vom 26. Oktober bis zur erneuten vorzeitigen Schließung am 18. Dezember 8.295 Besucher (Vorjahr 14.989).

 

Nach neuen Zahlen (sie gelten für das Jahr 2019) des statistischen Landesamtes wächst im Kreis Höxter die Zahl der über 60-Jährigen stärker als im NRW-Landesdurchschnitt. Und in Borgentreich schreitet der Alterungsprozess - zumindest statistisch - noch schneller voran. Mit einem Durchschnittsalter von 49 Jahren weist die Orgelstadt das höchste Durchschnittsalter aller zehn Kommunen im Kreis auf. Kreisweit liegt das Durchschnittsalter bei 46 Jahren. Nur 16,6 der Borgentreicher sind unter 19 Jahre, 52,7 % zwischen 19 und 60, 30,7 % haben die 60 überschritten.

 

 

Statistik

 

Einwohnerzahl Borgentreich 31.12.2020:                    9.135 (ohne ZUE)

(Haupt- und Nebenwohnsitz)

 

Einwohnerzahl Borgentreich 31.12.2020                      8.633 (ohne ZUE)

(nur Hauptwohnsitz)

 

Einwohner Kernstadt Borgentreich 31.12.2020            2.590 (ohne ZUE)

(Haupt- und Nebenwohnsitz)

 

Einwohner Kernstadt Borgentreich 31.12.2019            2.489 (ohne ZUE)

(nur Hauptwohnsitz)

 

Zahl der Flüchtlinge in der ZUE 31.12.2020                  344

 

Gesamtschuldenstand 31.12.2020                                1,565 Mio. € (nur Stadt ohne Stadtwerke,          Abwasserwerk und KUB allgemein)

 

Pro-Kopf-Verschuldung 31.12.2020                               181,31 € (Zahl Stadt Borgentreich ohne ZUE)

  174,36  € (Zahl Stadt Borgentreich incl.ZUE)

 

  179,58 €  (Zahl Statistisches             Landesamt incl.ZUE zum 30.06.2020 = 8.716 EW)

 

Namen & Nachrichten

 

Werner Dürdoth
Werner Dürdoth

Vize-Landrat kommt aus der Orgelstadt

Drei Politiker*innen aus dem Südkreis repräsentieren die Spitze des Kreises Höxter. Von den Bürgern wird der ehemalige Warburger Bürgermeister Michael Stickeln (52) zunächst zum neuen Landrat gewählt. Er löst Friedhelm Spieker (65) ab, der in den Ruhestand geht. Der Kreistag wählt in seiner konstituierenden Sitzung Anfang November dann den CDU-Mann Werner Dürdoth (58) aus Borgentreich zum 1. Stellvertreter und die SPD-Politikerin Lena Volmert (60) aus Warburg zur 2. Stellvertreterin. Dürdoth ist seit fast drei Jahrzehnten kommunalpolitisch aktiv und gehört seit 2014  dem Kreistag an.

 

Uwe Kohlbrock absolviert im Rahmen des "Leader"-Projekts erfolgreich einen Lehrgang zum ehrenamtlichen Streuobstberater. 40 Obstwiesenberater gibt es inzwischen im Kreis Höxter. Sie haben sich die Rettung und Pflege der vom Verschwinden bedrohten Streuobstwiesen auf die Fahnen geschrieben. Der Südhang des Borgentreicher Liebestals ist wahrscheinlich eine der größten Streuobstwiesen in der Region. Im Liebestal stehen gut 140 Apfel- und ein Dutzend Zwetschgenbäume. Für etwa 30 Bäume haben Borgentreicher Bürger Patenschaften übernommen. Sie pflegen die Bäume und dürfen im Herbst natürlich auch ernten.

 

Pia Heise ist frisch gebackene Fachangestellte für Bäderbetriebe.
Pia Heise ist frisch gebackene Fachangestellte für Bäderbetriebe.

Pia Heise ist die Beste

Pia Heise ist die beste Nachwuchs-Fachangestellte für Bäderbetriebe in Ostwestfalen-Lippe. Nach dreijähriger Ausbildung in den Bädern der Stadt Borgentreich absolviert die junge Bühnerin ihre Prüfung im Juni mit einer glatten 2 als Gesamtnotenbeste unter allen 15 Azubis in  ganz OWL. 

Mit den beiden Schwimmmeistern Thorsten Müller und Christoph Böddeker sorgt Pia Heise weiterhin für einen reibungslosen Betrieb und für die Sicherheit der Besucher im Freibad und im Hallenbad der Orgelstadt.

 

Marlies Kremper erhält den Ehrenamtspreis der Stadt Borgentreich.
Marlies Kremper erhält den Ehrenamtspreis der Stadt Borgentreich.

Marlies Kremper engagiert sich

Marlies Kremper wird für ihr ehrenamtliches Engagement geehrt. „Frau Kremper besucht seit vielen Jahren die Bewohner des Seniorenzentrums und unterstützt zwei bis drei Stunden täglich das Team in der Demenzgruppe“, so Bürgermeister Rainer Rauch. Auch an den Wochenenden sei sie im Einsatz. Durch die Besuche und die Gespräche mit den Bewohnern werde ein wichtiger Beitrag gegen die Vereinsamung im Alter geleistet. Marlies Kremper ist die erste Bürgerin, die nach den Ehrenamtsrichtlinien der Orgelstadt ausgezeichnet wird. 


Personeller Wechsel im Pastoralverbund

Nach fünfjähriger Tätigkeit im Pastoralverbund Borgentreich geht Vikar Douglas Peter Cheruvathoor zurück nach Indien. Sein Bischof hat ihn in die Diözese Trichur/Kerala zurück gerufen. 32 Gläubige begleiten ihren Vikar Douglas. Mit der Gruppe unternimmt der 47-jährige Priester eine Rundreise durch sein Heimatland.

Die Nachfolge in Borgentreich tritt Cheruvathoors Landsmann John Paul Thaikkadan an, der ebenfalls in das Pfarrhaus Borgholz einzieht. Wie sein Vorgänger kommt auch er aus der Diözese Trichur im Bundesstaat Kerala. Thaikkadan war zuvor in Welver und danach im Pastoralverbund Paderborn Nord-Ost-West tätig.

Douglas Peter Cheruvathoor
Douglas Peter Cheruvathoor
John Paul Thaikkadan
John Paul Thaikkadan

Die Orgelstadt trauert um Joachim Ohlrogge

Am 25. April stirbt, wenige Tage vor seinem 79. Geburtstag, der ehemalige Stadtdirektor Joachim Ohlrogge. Mehr als 42 Jahre hat der Finanzexperte in der Borgentreicher Verwaltung gewirkt. Nach seiner Verwaltungslehre leitet Ohlrogge später als Kämmerer das Hauptamt und fungiert als stellvertretender Stadtdirektor, bevor ihn der Rat im März 1992 zum Verwaltungschef wählt. Mit Abschaffung der kommunalen Doppelspitze geht er im Oktober 1999 in den Ruhestand. Joachim Ohlrogge ist 1994 Mitbegründer des Orgelfördervereins und von 1999 bis 2013 dessen Vorsitzender. In Würdigung seines Engagements für die barocke Springladenorgel erhält Joachim Ohlrogge 2013 den Orden für Papst und Kirche, das päpstliche Ehrenkreuz "Pro Ecclesia et Pontifice".

Ex-Bürgermeister Günter Niggemann stirbt mit 77 Jahren

Mit Günter Niggemann stirbt am 12. Mai Borgentreichs letzter ehrenamtlicher Bürgermeister. Der Malermeister aus Manrode übt das Bürgermeisteramt in der Orgelstadt von 1994 bis 1999 aus. Danach wird die kommunale Doppelspitze abgeschafft, und der wenige Wochen vor ihm verstorbene Joachim Ohlrogge übernimmt das Amt des Rats- und Verwaltungschefs. Niggemann fungiert, wie schon von 1981 bis 1994, für weitere fünf Jahre als stellvertretender Bürgermeister.

Auch in seinem Heimatort Manrode engagiert sich der CDU-Politiker über Jahrzehnte für das Dorf und seine Vereine. Von 1975 bis 2004 ist er Ortsvorsteher, von 1975 bis 1999 Erster Brudermeister der Schützen und von 1988 bis 1998 Vorsitzender des SC Manrode.